Wie bereits berichtet, war das Thema die 100% Untertitel-Forderung nie immer einfach gewesen.
Lange Zeit war die „Tagesschau“ die einzige Nachrichtensendung, die untertitelt wurde. Im Juni 2001 beschloss das ZDF, die „heute“-Ausgaben ebenfalls mit Untertiteln auszustatten, sehr zur Freude der hörgeschädigten Zuschauer. Nun kann man sich die Lieblings-Nachrichtensendung aussuchen oder beide hintereinander ansehen – mit „zwei“ sieht man ja besser…
Beim ZDF kommt eine Spracherkennungssoftware zum Einsatz. Die Texte werden diktiert und dann eingetippt. Allerdings werden die Moderationstexte dabei „übersetzt“, das heisst die Texte werden verkürzt. Damit will man Rücksicht auf alle hörgeschädigten Zuschauer nehmen.
In den USA und Großbritannien dagegen werden alle Sendungen, auch Filme, 1:1 untertitelt. Warum macht in Deutschland was falsch? Das System in den USA ist ganz anderer Natur mit einem ganz anderen Anspruch: Da wird 1:1 übersetzt – egal, ob es vom Zuschauer aufgenommen werden kann oder nicht. Unser System verspricht mehr Hilfestellung und Einordnung, um das Gesehene und das „Nichtgehörte“ zu verstehen.
Interessant ist auch die Zitat: „Die Untertitel-Werkstatt Münster GmbH hat sich entschlossen, sich im Niveau auf die sprachlich weniger kompetente Gruppe der Gehörlosen einzustellen“ – beim Ton allerdings wird keine Rücksicht auf die „sprachlich weniger kompetente Gruppe“ genommen.
Quelle: http://www.taubenschlag.de/cms_pics/Diplomarbeit%20Andrea%20Kraus.pdf (Siehe Seite 42)
Was denken wir eigentlich über die interessante Zitat von Untertitel-Werkstatt? Es ist doch so, wir wissen immer, dass die Untertitelung von sehr unterschiedlichen Zuschauergruppen genutzt wird. Da sind zunächst einmal die von Geburt an Hörgeschädigten, dann jene, die im späten Alter ertaubt sind und auch sehr viele Personen, deren Gehör nicht mehr so gut ist, und die ebenfalls zum besseren Verständnis die Untertitel zuschalten. Die Bedürfnisse dieser doch sehr unterschiedlichen Gruppen unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Aber auch wir tendieren dahin, unser Niveau eher der sprachlich weniger kompetenten Gruppe anzupassen, also den von Geburt an Hörgeschädigten.
Noch brisanter: “Öffentlich-rechtliche Rundfunkanbieter müssen langfristig alle, bis zum Jahr 2012 die Hälfte ihrer Programmangebote untertitelt oder mit Gebärdendolmetschern anbieten”
Quelle: http://sign-dialog.de/2008/01/16/schleswig-holstein-50-untertitel-bis-2012/
Haben wir richtig gelesen? 50% mit Gebärdendolmetschern aller öffentlich-rechtliche Rundfunkanbieter? Das ist hammerstarker Tobak und reinste Illusion, wenn es um Lesefähigkeit von betrifft. Klar ist doch, dass die Gehörlosen nicht lesen können und lieber auf die heilige Gebärdensprache widmen wollen, deshalb verkaufen die Politiker und die Medienlobbyisten uns alle für dumm und haben uns alle frech belogen. Das wird auch in mehreren Jahren immer so bleiben.
Anderes Beispiel: „Die Untertitelquote liegt in den acht Ländern, die diese Frage beantwortet haben, bei öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten bei durchschnittlich 37%, bei privaten im Durchschnitt bei knapp 13%, wobei in Estland sogar 50% der Sendungen im Privatfernsehen untertitelt werden, in Deutschland, Finnland, Island und der Schweiz dagegen 0%. Für das öffentlich-rechtliche Fernsehen beträgt die Untertitelquote 70% in Finnland und 0% in Litauen.“
Quelle: http://www.gehoerlosen-bund.de/dgb/images/stories/pdfs_international/EU_Vergl_auswertung_101028.pdf
Viele gehörlose Deutsche träumen von finnische Bildung, nur weil in Finnland dank bessere Untertitelquote und PISA-Studie Vorkämpfer Europas für hörbehinderte Menschen ist. Falsch gedacht, leider ist in Finnland trotz tolle PISA-Ergebniss und Untertitelquote, wird die Arbeitslosigkeit für hörbehinderten Menschen meistens ein großes Problem bleiben. Sage und schreibe 24 % Prozent Arbeitslosequote für hörbehinderte Menschen, fast annähernd so hoch wie in Deutschland!!! Siehe Bericht aus Finnland.
Zum Thema Forderung 100%-Untertitel von Hörgeschädigten: Viele hörgeschädigte Zuschauer verlangen mehr Untertitel. Doch wir wissen dass die Herstellung sehr teuer ist. „Konkurrenz belebt das Geschäft“ – sollte der Wettbewerb nicht verstärkt werden, damit die Untertitelung günstiger wird? Die Fernsehsender sehen in der Untertitelung vor allem eine sehr wichtige Dienstleistung für die Gehörlosen und soziale Verpflichtung ihnen gegenüber. „Wettbewerb“ wird die Preise wahrscheinlich kaum günstiger machen, wohl aber möglicherweise eine stärkere Nachfrage. Aber auch wenn es mehr Sender gäbe, die ihr Programm untertiteln, wird es ein teures Geschäft bleiben.