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Archiv für den Monat Januar 2013

Gebärdensprachschule – Dozenten

Damals wurde Gebärdensprachkurse an der VHS abgehalten, inzwischen heisst es heute die Gebärdensprachschule. Ahoi Gebärdensprache: Die Branche boomt, immer mehr Hörende lassen sich an der Gebärdensprachschule einschreiben, doch Dozenten sind Mangelware. Siehe Taubenschlag-Meldung!
oder auch hier „Taubenschlag-Dozentenstellenmarkt“

In der Gebärdensprachschule – im Volksmunde „Kontaktschule“ genannt – werden auch Gebärdensprachkurse angeboten. Im Gegensatz zu den anderen Kursen werden hier Kontakte mit einer anderen Welt aufgebaut. Dass die Gebärdensprache angeblich eine schwere Sprache ist, bekommen die Kursbesucher wortwörtlich am eigenen Leibe zu spüren. Waren’s bei den Anfängern nur leichte Fingerübungen, müssen hier bei den Fortgeschrittenen komplette Sätze in der verwirrende DGS-Grammatik einstudiert werden.

Genau die DGS-Grammatik bereitete einigen Teilnehmern richtiges Kopfzerbrechen. Die Besucher, die teilweise bereits als Kursleiter tätig sind, quälten sich hier durch. Die Lücken wurden aber schnell geschlossen, und der Unterricht endete pünklich.

Die Gebärdensprach-Kursbesucher sind ein buntes Volk: Alle Altersstufen sind vorhanden, der Berufsspiegel reicht von Anwält(inn)en über Student(inn)en bis Zahnärzt(inn)en…

Wer nicht vorhat, eine Gehörlosen-Party zu besuchen (dort haben übrigens bis zu 30-50% der hörgeschädigten Besucher geringe Gebärdensprach-Erfahrung oder mangelhafte Gebärdensprachkompetenz) – die Kursbesuche können eine interessante Erfahrung sein!

Dieses Kurs kann auch als eine Art Eigeninitiative gesehen werden. Denn Gebärdensprachdolmetscher kommen ja nicht von irgendwoher, sondern werden mehr oder weniger in Gebärdensprachschule-Kursen gedrillt. Und Gehörlose, die sich zu Dozenten ausbilden lassen, leisten dabei ihren Beitrag.

 
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Verfasst von - 31. Januar 2013 in Gebärdensprache

 

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Wunderschöner Erlebnisabend in Düsseldoof!

Am 26. Januar 2013 fanden die Deutsche-Gehörlosen-Hallenfussballmeisterschaften im antiautoritäre Düsseldorf statt. Die Spieler wurden von den freundlichen Düsseldorfer mit Altbier und Flöns empfangen. Am Vortag gingen die Sportler in die Kneipe bzw. Bar und bestellten Altbier, ein beliebtes Düsseldorfer Zaubergetränk. Nachts torkelten die Mannschaften ins Hotel und schliefen tief und fest. Am nächsten Morgen schwankten alle noch und sahen kaum den Ball. Die Ergebnisse wusste nicht mal der Schiedsrichter, dem die Spieler immer wieder auf die Beine helfen mussten. Statt auf dem Feld wurde das Spiel in den Partykeller verlegt, und statt herumzulaufen tranken die Spieler um die Wette. Schliesslich besiegte bayrische Weizenkönige Augsburger Herrenmannschaft den Düsseldorfer mit 24:21 leergetrunkener Altbiere. Da wenig Zuschauer anwesend waren, denen man das Ergebnis hinterfragen könnte, beschloss man einfach, die netten Düsseldorfer zu den Gewinnern zu erklären. Der Rest wurde Zweiter. Zufrieden fuhren alle heim oder zur Party. Nach den positiven Erfahrungen in Düsseldorf erhielt Heidelberg den Zuschlag. Die Gastgeber schickten als Dankeschön hunderte Kilo Altbier. (Achtung Satire!)

Nach dem Hallenfussball trafen sich tausende Freunde im Düsseldorfer Discohalle Stahlwerk. Ein für Gehörlose musikalisch abgestimmtes Party-Programm bestehend aus Rap und Trommelperformancer aus Japan.

Der gehörlose Rapper Signmark aka Marko Vuoriheimo aus Finnland und ihre Gebärdensprache – nicht immer verständlich. Der finnische Rapper versuchte, dem normalen gehörlose Bürger diese Spezies und ihre musische Kommunikation zu vermitteln – Erfolg nicht garantiert. Weil kein Bürger (kein Wunder alle sind eh taub -> gefühllos) mitgebärdet haben, ausser wo alle Gehörlose am Ende auf ihre Art mitapplaudierten: Händehochwackeln -> Hörende klatschen. Der Grund, warum der finnische Rapper diese Wörter benutzen, liegt in Gebärdensprache. Inzwischen merkten der Rapper Signmark, dass das in deutsche Gebärdensprache nicht möglich war. Aber auf Englisch für alle nicht-englischkompetente Gehörlosen rappen? Auch das ging gar nicht. Alles rauschten an die Augen der Gehörlosen vorbei. Deshalb konnte der Rest der Bevölkerung nichts mehr verstehen und man schob die Rapper auf das Abstellgleis. Darum lebten der Rapper Signmark in ihrer eigenen Welt mit ihren eigenen Worten.

Einzig die japanische Trommelperfomancer konnten allen vermitteln, diese Trommeln werden sie durch die Vibrationen gespürt. Je lauter die Trommeln ist, desto mehr spüren die Gehörlosen. Musikalische Integration aus Japan erfolgreich!

 

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CI = Viel Lärm um nichts? (umstrittene Satz des DGZ)

Deutsche Gehörlosen Zeitung Quelle: TuT-Initiative oder http://www.taubenschlag.de/meldung/8152

Inzwischen rumort vielen Gehörlosen des Artikels (Deutsche Gehörlosen-Zeitung) mit dem letzten Satz: „Das Ziel, dass es irgendwann einmal in Deutschland keinen tauben Menschen mehr geben und somit die Deutsche Gebärdensprache aussterben wird, wird vom Bund finanziert.“

Hört, hört! CI-Industrie und Bundesregierung macht Ernst und bläst zum Grossangriff. Heute sind alle Zeitungen und Medien voll von Berichten über die wundersame Heilung von gehörlosen Kindern! Selbst Bundeskanzlerin Merkel sprach von „Wunder“.

Schlimmer noch: „In Zukunft keine Gehörlosen mehr“ – dieser Satz lässt mich erschaudern. Haben wir jetzt Zustände erreicht, wie sie im Dritten Reich üblich waren?

Aber da findet man ganz andere Aussagen: „Ich will nicht hören“, „Ich bin froh, dass ich gehörlos bin“, „Ich hoffe, meine Kinder werden gehörlos“ usw. Wie? Inzwischen entscheiden sich immer mehr die gehörlose Eltern aus Angst vor gesellschaftlicher Druck, die ein Kind mit Hörbehinderung bekommen, ihr Kind mit Cochlea-Implantaten versorgen zu lassen.

Diese Entwicklung kann keiner aufhalten, leider!

Fakt ist: Es ist fast unmöglich, mehr über die CI-Industrie zu erfahren. Schon alleine die Tatsache, dass Krankenkassen die sündhaft teuren OP’s voll bezahlen, (Hörgeräte werden nur bezuschusst) spricht für ihre Macht. Auch werden CI-Kritiker und CI-Bekämpfer zum Schweigen gebracht. Die ehemals laute Sirene aus dem Norden liess ihre Proteste mehrmals verstummen. Mehrmals!

 
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Verfasst von - 24. Januar 2013 in Cochlear Implantat

 

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Ungehörtes Tattoo-Kongress für Gehörlose – 1st International Deaf Tattoo Convention

Stell dir vor, es findet das Internationale Tattoo-Kongress für Gehörlose statt, und keiner geht hin. In der Welt der Hörenden und zur Zeit für vielen „Inklusionfans“ unvorstellbar.

Ganz anders ist es bei den Gehörlosen. Selbst wenn ein gehörlose Amateurtätowierer ein Stück vorstellt, strömen die Zuschauer hin, belegen sämtliche Plätze und sehen höchst interessiert zu, wie die Tattoo-Künstler ihr Können mehr oder weniger zum Besten geben. Eine solche Kongress in Berlin, hatte für die Gehörlosen ein Tattoo-Kongress organisiert. Dazu luden die Veranstalter gehörlose Tattoo-Künstler aus den USA, Taiwan, Japan, Russland sowie die Europäer ein. Nur zwei deutsche gehörlosen Tätowierer waren anwesend und die anderen glänzten jedoch durch Abwesenheit.

Eine ganze Wochenende war für das internationales Tattoo-Kongress eingeplant.

Im Berliner Industriegelände (Berlin-Heinersdorf) gastierten diverse Gruppen. Der erste Abend besteht aus Strip-Show, Preise für talentierten Tätowierer (beste Tätowierer gewann ein Ungar), etc…Sogar einige gehörlose Besucher klagten über den erschwerten Eintritt zur Party. Ein gehörloser Besucher aus München schreibt auf Facebook: „….weil Eingang war chaotisch und über 1 Stunde gestanden trotz Ticketreservierung/Bezahlung und nur etwa 20 Leute kamen rein in dieser Stunde. Man hat den Eingang schlecht organisiert und auch die Leuten waren undiszipliniert. Dann habe ich darauf verzichtet. Aber ich bereue nicht!“

Eigentlich könnte man meinen, das Kongress inkl. Party wäre abgesagt worden. Denn das „International Deaf Tattoo Convention“ geizte mit Plakaten, kein einziges wurde auf der Strasse ausgehängt und sogar wurde die heruntergekommene Homepage von der Firma „webnode“ kostenlos zur Verfügung gestellt. „Gehört“ hatte niemand von dem Tattoo-Kongress, obwohl dieses „International Deaf Tattoo Convention“ stattfand. Soviel zur Bescheidenheit. Selbst vor Beginn der Vorstellung war immer noch keine einzige Seele zu sehen. Dann trafen endlich die ersten Gäste ein – Hörende, Schwerhörige und Gehörlose aller Altersstufen.

Tattoo gehört auch zur Gehörlosenkultur. Oder nicht? Keine Plakate (so ähnlich wie die Kulturtage in Erfurt), keine Informationen im Videotext und keine einzige Zeile in der grössten Gehörlosenzeitung (ausser Terminvorschau). Selbst das Internet und heruntergekommene Homepage bot sehr spärliches über das Tattoo-Kongress, das man mühsam nur nach langem Suchen und regem E-Mail-Verkehr bzw. Facebook finden konnte und sogar auch die sieben Gebärdensprachvideos in verschiedene Sprachen und das ohne Untertitel bzw. Texte/Informationen.

Jede gehörlosen Partys, wo reichlich Alkohol fliesst, findet viel mehr Interessenten als ein internationales Tattoo-Kongress. Dafür nehmen die Gehörlosen hohe Eintrittspreise, weite Anfahrten und nur diese einen Tattoo-Pieksie hinterher in Kauf. Wie soll es dann aussehen, wenn die Weltspiele der Gehörlosen in Sofia (Bulgarien) stattfinden? *hust*

 
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Verfasst von - 21. Januar 2013 in Gehörlosenkultur

 

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„Steuerfrei weg = Barrieren weg!“ und „Freifahrten-Affäre“

Laut ePetition brisante Kommentar „Steuerfrei weg = Barrieren weg!“ von taubisttaub. Brisant, brisant!

Zwar könnten zum Beispiel Blinde und Rollstuhlfahrer weiterhin den öffentlichen Nahverkehr kostenfrei nutzen. Doch für alle anderen Fahrten müssen die Behinderten Fahrkarten einlösen. Glücklicherweise hat das Ministerium damals diese Pläne gekippt, zur Erinnerung Freifahrten-Affäre damals.

Bundessozialministerin Ulla Schmidt teilte damals in einer Presseerklärung (siehe Welt) mit, dass Freifahrten doch nicht eingeschränkt werden, weil „wir barrierefreien Personennahverkehr brauchen“. In Wahrheit liegt die Ursache für den Rückzieher ganz woanders: Man müsse unter anderem für behindertengerechte Fahrkartenautomaten sorgen. Zum Beispiel mit einer Sprachausgabe für Blinde. Auch kleinere Automaten oder Umrüstungen mit tiefergelegter Tastatur für Rollifahrer. (Und vielleicht Spezialautomaten mit Fingeralphabet oder Dolmetscher für Gehörlose, weil sie ja „nicht lesen können“ (laut „wahrscheinlich weltberühmte“ Aussage von Ralph Raule…)

Da die Ausgaben für solche Maßnahmen das Ersparnis um ein Vielfaches übersteigen würden, landeten die Kürzungspläne in den Reißwolf. Das hat also nichts mit Gewissensbissen bei frühere Ministerin Schmidt zu tun. Von wegen „Wir brauchen Barrierefreiheit“…

Und auch die Proteste vom Deutschen Gehörlosenbund wurden von Ulla Schmidt niemals erhört, auch wenn Deutsche-Gehörlosen Bund Präsident was anderes behauptet. Gute Nachrichten für ihre Schützlinge: Die Gehörlosenjugend darf weiterhin „barrierefrei“ mit dem Zug von einer fröhlichen Party zur nächsten ziehen….Und wie sähe steuerfreie Finanzierung aus? Sehr heikel….Zum Glück, haben wir seit 1. September 2011 barrierefreie Freifahrten-Regelungen.

 
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Verfasst von - 18. Januar 2013 in Barrierfreiheit

 

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Miss „stilles Deutschland“ 2012

http://www.tagesspiegel.de/berlin/video-die-schoenen-und-leisen/7539250.html

Heidi Klum, Verona Pooth und Lena Gercke – die „schönsten“ Mädchen findet man(n) natürlich in Deutschland. Wo denn sonst. Und wenn Deutschlands schönste Mädchen alle nach Berlin zu den Miss-Wahlen anreisen, wird die Wahl sicher sehr schwerfallen. Doch zum Glück gibt es nicht nur Miss „stilles Deutschland“, sondern auch noch die „Intelligenteste“, die „Kreativste“, „Modischste“, die „Symphatischeste“, usw. So muss kein (Männer-)Herz gebrochen werden, wenn die eigene Favoritin nicht gewonnen hat. Eigentlich nichts anderes als eine nette Umschreibung für alle Zweitplatzierten – wie bei den echten „Miss-World“-Events gibt es auch bei den deutschen Misswahlen der Gehörlosen eine Siegerin und der Rest bekommt andere Titeln.

Diese Veranstaltung ist nicht von einem Verband oder Verein durchgeführt worden, sondern von zwei engagierten, jungen Brüder Blumeier aus Berlin. Nach einer Ausschreibung in den Gehörlosen-Medien trudelten bei den Veranstaltern unzählige Bewerbungen aus ganz Deutschland ein – alle Bewerberinnen waren ausnahmslos hübsch und die Organisatoren mussten mit dem Aussortieren schwere, aber angenehme Arbeitsnächte verbringen. Als die Finalistinnen feststanden, wurden Schnittmuster für Kostüme an die 15 Mädchen versendet.

Am Vortag trafen die 15 Kandidatinnen – teilweise in Begleitung von Mamas – im Berliner Hotel andel´s ein und übten von früh bis abends. Ganz schön fleissig!

Pikanterweise befand sich von paar hunderte Meter entfernt dem Veranstaltungsort Friedhof. Die Leichen hatten für die Miss-Wahlen nur ein „Pfui!“ übrig. Neidisch? Für Miss „stilles Deutschland“-Siegerin Magdalena Schulze ist alles schnuppe.

 
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Verfasst von - 14. Januar 2013 in Gehörlosenkultur

 

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Ja, richtig gehört! #gehörlos

Wenn man alleine oder mit gehörlosen Freunden unterwegs ist, kann man was erleben. Nicht immer, aber immer öfter. 😉 Denn Hörende verhalten sich unterschiedlich, wenn sie Gehörlose/Gebärdensprache sehen:

1. Sie sind neutral und machen gar nichts.
2. Sie glotzen.
3. Sie sind neugierig und interessiert. Sie erzählen, dass sie dreimal „Jenseits der Stille“ gesehen haben und fragen, wie man Gebärdensprache lernen kann.
4. Sie sind respektvoll, zurückhaltend, schauen unauffällig.
5. Sie stellen dumme Fragen.
6. Oder Sie haben Angst vor im Umgang mit Kommunikation.

Die Hörenden denken meistens, ich bin auch gehörlos. Im Café, in der U-Bahn u.s.w.- sie wissen nicht, dass ich hören kann. Was sie sagen: „Schau mal, die unterhalten sich in Gebärdensprache. Finde ich ja total interessant. Wie können die das verstehen?“ oder „Ey geil, Zeichensprache. Hab ich schon mal im Fernsehen gesehen.“ Die meisten Hörenden haben KEINE Ahnung von Gehörlosigkeit.
Hier die „Dumme-Fragen-Höhepunkte“:

Bei der Wohnungssuche
Vermieter: „Gehörlos? Kann er denn die Miete zahlen? — Aha, er arbeitet ganz normal. — Und braucht er die Tiefgarage? — Ja?— Hmm. Darf er denn Autofahren? —- Und wie merkt er, wenn ein Krankenwagen kommt?— Ach, er meint, den kann er sehen. Hmm. Ach, Sehen kann er gut und hoffentlich nicht taub?“

Jeansgeschäft
Verkäuferin: „Dein Freund kann nichts hören? —Pause — Ist er taubstumm? — Waas? Das sagt man nicht? Was dann? Wie heißt das – gehörlos?… Aha. — Mein Gott….. aber er sieht doch so gut aus!“

HNO-Praxis/ Hörtest wegen Attest
Die Testerin sieht den Schwerbehinderten-Ausweis mit 100 % und GL-Stempel.
Nach 5 Minuten Test fragt sie total geschockt:
„Mein Gott, kann er überhaupt nichts hören?“

Disco
Männlicher Verehrer: „Sag mal, Deine Freundin – hört die nichts? — Wirklich nichts? — Sag mal, wollt ihr mich verarschen? — Wie, das ist die Wahrheit? — Sie hört echt nichts? Gar nichts? Aha, fast nichts.— Aber sie benutzt doch diese Blindenschrift, oder?“
Derselbe Depp 10 Minuten später:
„Sag mal — Deine Freundin, wenn die nichts hört — warum kann sie dann so gut tanzen?“

Universität
Professor: „Ähmm, eine Frage – also — ähh — können sie denn lesen und verstehen?“

Zahnarztpraxis
Zahnarzthelferin: „Also – hmm, also — diese Leute — also wenn die nichts hören können — hmm, also – wohnen die dann in so Wohnheimen?“

Beim Vorstellungsgespräch/Arbeitswelt
Könnte glatt vieles wie ein dickes Buch aufschreiben, aber was legendär und unvergessen beim Vorstellungsgespräch erlebt: Gebärdensprachdolmetscherin dolmetschte ein Vorstellungsgespräch, der Chef war „not amused“ über sein Erscheinen (denn schließlich MUSS ihr Klient in seinen Augen ja sprechen – da braucht’s keinen Dolmetscher), und forderte ihren Klienten mit folgenden Worten auf, sie „zum schweigen zu bringen“: „Bitte schalten sie ihren Dolmetscher jetzt ab – und aktivieren sie ihn erst wenn Sie ihn unbedingt benötigen!!!“

Edit: @qtom: Bitte jetzt nicht aus Wut über die blöden Hörenden auf den PC einschlagen! Es gibt immer noch zuwenig allgemeine Infos über Gehörlose. Wenn sich daran nichts ändert, wird es weiter dumme Fragen geben…

 

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Silvesterparty – Mit einem Süppchen ins neue Jahr

„Silvesterparty“ in Berlin – das klang nach einer heißen Silvesterfeier. Wie hatten sich die gehörlosen Partygäste darauf gefreut, vor allem die Deutschen! Für Feierwütige eine kleine Ewigkeit. Somit sahen sie in der Berliner Party im Gehörlosen-Zentrum eine willkommene Gelegenheit, die Flaschen wieder kreisen zu lassen. Sogar das Programm war dasselbe wie woanders. „Das wird ein Wiedersehen!“, dachten sich die Gehörlosen – zu Recht, natürlich.

Da auf dem Programm von „Silvesterparty“ auch das Zauberwort „Buffet“ zu lesen war, stand für viele fest: „Am 31. fahre ich nach Berlin und hau mir den Bauch voll!“ Gesagt, getan: Das Konto wurde geplündert, die Flugtickets und überteuerten Hotelzimmer gebucht und man begann, für das Buffet zu fasten.

Als endlich Silvester vor der Tür stand und die Deutschen mit knurrendem Magen in der mehrere hundert qm großen Halle nach Essbarem suchten, kamen die ersten bösen Vorahnungen auf. Vom versprochenen Buffet war weit und breit nichts zu sehen. Der klebrige Boden quietschte, die Bässe aus der 120.000 Watt (!) starken Anlage ließen den Schädel dröhnen und der durch den Hunger verursachte Schwindel wurde mittels Lichteffekte und billigem Fusel verstärkt. Irgendwann zog endlich der Duft eines warmen Essens durch die Halle – den hungrigen Deutschen lief das Wasser im Mund zusammen.

Dann die dicke, böse Überraschung: Statt einen hundert Meter langen Tisch mit leckeren Vor-, Haupt- und Nachspeisen hatten die Veranstalter eine Gulaschkanone hingestellt und eine „Obdachlosensuppe“ (O-Ton einiger Gäste) mit einer „weichen Semmel“ serviert. Nachschlag natürlich ausgeschlossen. Die Wut der Deutschen war riesengroß. Was sie nicht wussten und offenbar verwechselt haben: In Österreich bedeutet Buffet umgangsprachlich eben nur „Imbissstand“ …

Vielleicht hätten die enttäuschten Gäste sich vorher die Bilder von der Veranstaltung ansehen sollen. Die Silvesterparty erinnerte an ein Obdachlosentreffen: eine Vielzahl gehörloser Gäste versammelte sich im Bahnhofsmission-Outfit und nuckelte an den Bierflaschen. Von Dresscode schien keiner jemals was gehört zu haben. Immerhin war die Feier friedlicher verlaufen als irgendwo – dort gab es beim Buffet einen ungebremsten Ansturm, der beinahe zu einer Massenschlägerei geführt hat …

Die Veranstalter überlegen sich gerade, ob sie wieder ein „Silvesterparty“ steigen lassen sollen. Warum nicht? Das Programm haben sie ja schon. Und die meisten dürften jetzt wissen, wie ein Buffet aussieht. Da müsste man sich nur noch überlegen, wie man die Gäste, die einen Großteil der Besucher ausmachten, milde stimmen könnte. Wie wäre es mit einem Slogan wie „Wir haben kein Alkoholverbot“? (falls die Bundesregierung gesamtdeutsche Alkoholverbot ab 1. Januar 2014 einführt) oder „Inklusiven Silvester-Party im GL-Zentrum für alle (Silvester-Inklusion)“? Da wird es garantiert wieder einen Ansturm geben. Man muss nur hoffen, dass die Leute nicht in der Nacht vom 31.12. zum Neujahr ganz spontan ein Alkoholverbot erlassen und allen „Gesetzesbrechern“ aufs Auge drücken ..

 
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Verfasst von - 1. Januar 2013 in Gehörlosenkultur

 

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