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Archiv der Kategorie: Gehörlosenkultur

Andreas Costrau – „Die korrigierte Gebärdensprache“

Sicher kennt einige über Andreas Costrau. Vor einigen Jahren habe ich hier schon einmal darüber gebloggt. Klaut Andreas Costrau meine Idee?

Am 17. November 2017 fand der Vortrag zum Thema „Wandel der Gebärdensprache – Wohin führt das Weg? Ist das gut? in Düsseldorf statt. Der schwersthörbehinderte Berliner mit oralgeschädigte Schnauze Andreas Costrau zeigte den tiefer Einblick in die Gedankenwelt über Wandel der Gebärdensprache.

Humorvoll sind die schwerstbehinderte Gebärdensprache von Andreas Costrau ganz sicher – allerdings nicht in der Art fröhlicher Ostalgie-Gebärdensprache, komischer DDR-Gebärdensprache oder rosaroter gebärdensprachliche und oralistische Erinnerungen von Andreas Costrau.

Der korrigierte Wandel der weibliche Gebären verwandelt schöne Aussichten auf einen beschaulichen Ruhestand in deprimierende Vorhersagen von Ausrottung der Gebärdensprache und Bildungsnotstand.

Ist der Wandel aufzuhalten? Und wenn ja, wie und wodurch?

Selbst Andreas Costrau kann die Entwicklung nicht verhindern, aber kann die Aufmerksamkeit schärfen und Probleme verdeutlichen.

Ein Wandel der Gebärdensprache vollzieht sich nicht von heute auf morgen und wenn die Experten vorausschauend plant wird die Gebärdensprachwelt in 2880 untergehen!

 

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Julia Probst und die Tatort-Lobbyarbeit

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Quelle: Facebook – Thomas Mitterhuber

Habt Ihr genau gelesen? Julia Probst behauptet selbst, sie betreibt „die beste Lobbyarbeit und Fachberatung aller Zeiten“. Dank Tatort und Internet könnte sie problemlos 8 Millionen Zuschauern erreichen.

Erinnern wir mal zurück, damals hat Tatort (Folge 493 „Schützlinge“) auch gehörlose Schauspieler mitgewirkt. Ausgerechnet „Marcööö Liebdich“ mit seiner „ausgerutschen verstrickte“ Deaf-Synergy-Affäre damals. Unter Marco Lipski hatte im Frühjahr 2002 8,20 Millionen Zuschauer erreicht und zwar nicht jeder hatten damals Internetanschluss. Wie schaffte er das bloss? Eine beachtliche und beeindruckende Quote und das wo der Zeit die Anerkennung der DGS noch nicht anerkannt wurde. Eine Tatort-Sendung hat so hohe Einschaltquoten wie 50 Jahre „Sehen statt Hören“. Das nennt man hervorragende Lobbyarbeit von Marco Lipski. Betreibt „Sehen statt Hören“ schlechte Lobbyarbeit, obwohl Marco Lipski damals als Moderator tätig war? Dann wollen wir mal sehen, ob Bayrischer Rundfunk Julia Probst als Lobbymanagerin einstellen kann, wie sie „Sehen statt Hören“ alleine aus der Krise schaffen kann. Wünsche Julia Probst viel Erfolg!

Liebe Julia Probst, so einen Unsinn kann nur von dir kommen. Denk du mal darüber nach, bevor du ständig alles gedankenlos mit dem Mähdrescher niedermachen willst und allen wie ein Toter stillen kannst.

 
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Verfasst von - 30. Oktober 2015 in Gehörlosenkultur

 

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BBW – „bin bald weg“

Das Berufsbildungswerk (BBW) wie in Husum, Neuwied, Winnenden, München, Leipzig, Nürnberg und Neckargemünd bietet über tausende Ausbildungsplätze für hörgeschädigte Menschen an. Folgende Handwerksberufe können unter anderem erlernt werden: Buchbinder, Drucker, Industriemechaniker, Maler, Metallbauer, Schneider, Schreiner, Schuhmacher, technischer Zeichner, Mediengestalter, Feintäschner, kaufmännische Berufe, Koch, Gärtner usw. ausgebildet.

Harter Alltag im BBW
Eine Ausbildung im BBW ist kein Zuckerschlecken. Die Arbeitszeiten sind nichts für Morgenmuffel. Denn bereits um 7.00 Uhr startet der Betrieb und die Maschinen werden angeworfen. Erst um 16.00 Uhr ist Feierabend. „Mahlzeit“ ist immer mittags so um 12 Uhr, in der nebenan liegenden Kantine kann gegessen werden. Während der Berufsschule beginnt die Mittagspause 20 Minuten früher. Hinzu kommen noch zwei Pausen, jeweils von 9.30-9.45 und 14.30-14.45. Der Lohn für die Mühe ist ziemlich karg: Azubis, die im Heim untergebracht sind, bekommen kleine Prämie. Nicht pro Tag, sondern im Monat! Dazu kommen noch 90 Euro Taschengeld. Stadtschüler erhalten statt dem „Taschengeld“ eine Vergütung von etwa 250-400 Euro.

Schlendrian im BBW
„Die Meister kommen immer zu spät“, moniert ein Azubi. „Richtig gebärden kann kein Meister“, „Es gibt nur wenig Arbeit“ und „Mit vielen Meistern habe ich Streit“. Die Beschwerden fallen wie reife Äpfel vom Baum.

Doch die Kritik kommt nur von den Jungs. Anders die Mädchen: „Ich bin zufrieden“ und „Die Kommunikation klappt“ meinen die weiblichen Auszubildenden. Doch der Gesichtsausdruck spricht eine andere Sprache. Nochmal nachgefragt und weiter nachgehakt. Dann nach einiger Zeit die Frage, ob frau hier keine Depressionen kriegt. „Hm, eigentlich schon“, gibt eine zu.

Der Wille ist da, aber der Weg ist steinig. „Noch ein Jahr“. Fast klingt es wie eine Freiheitsstrafe, die abgesessen werden muss. Dabei ist der Wille der jungen Leute gross. „Ich möchte sehr gerne diesen Beruf machen. Aber…“ Die Motivation verschwindet mit der Zeit. Nicht wenige BBWler brechen die Ausbildung ab und wechseln zu einem anderen Berufszweig oder begeben sich gar in die Arbeitslosigkeit.

Stadtbezirke bekommt den schwarzen Peter. Warum kommen einige Berufsschullehrer zu spät zum Unterricht? Wieso beherrscht kaum ein Meister die Gebärdensprache? Wird im BBW nur die Zeit abgesessen? Wer trägt die Verantwortung für diese Situation? Etwa die Stadtbezirke, der auch Lern- und Körperbehinderte zu den Hörgeschädigten „integriert“ hat? „Der Unterricht ist viel langsamer geworden“ beschwert sich ein Schüler. „Wir bekommen die ganz einfachen Bücher“. Ganz hart: „Ich bin im Unterricht eingeschlafen“.

Es kommen kaum noch Aufträge ins Haus. Doch warum vergeben die Behörden zum Beispiel die Bestellungen für die Herstellung von Broschüren an die Firmen und nicht an die BBW’s? Sparen wäre angesagt: Die Stadtbezirke überall haben Millionen Euro Schulden.

Das BBW blickt in eine ungewissene Zukunft. Die Abwanderung zu den anderen Schulen ist nicht gering. Und wenn noch mehr Azubis lieber das Berufsbildungswerk zum Beispiel in Nürnberg wählen, für die nicht der oberbayerische Bezirkstag zuständig ist, dann wird das BBW München bald neue Stellen anbieten können: Museumswächter – für die eingemottenen millionenschweren Werksmaschinen…

Angeblich empfahl ein Berufschullehrer einem hörgeschädigten BBWler, doch zu den Hörenden zu gehen. Denn hier habe er nichts verloren. Daraus schliesst man, dass einige Meister und Lehrer ebenfalls unzufrieden sind. Aber wahrscheinlich haben diese Ausbilder sich mit der Situation abgefunden.

 
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Verfasst von - 9. Dezember 2013 in Gehörlosenkultur

 

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Überforderte DGB-Präsidum: Die Beinahe-Insolvenz des Deutscher Gehörlosen-Bundes

Chaotische Buchführung und eine Insolvenz kam zum Thema, die nicht sein durfte: Die Geschichte des Deutschen Gehörlosen-Bundes bis zur Beinahe-Pleite Oktober 2013 ist eine Geschichte der ständigen Überforderung.

Glaubt man Rudi Sailer und sein Team, dann war er es, der die Notbremse zog, als der Deutscher Gehörlosen-Bund mit hoher Geschwindigkeit auf die Insolvenz zuraste, wo er sein Weckruf in der Videobotschaft „versteckte Werbung“ im Sommer 2013 auslöste.

Viele Mitglieder der Gehörlosen-Verbände und Fördermitglieder haben das wahre Drama erst nach dem Verbandstag begonnen und erfuhren erstmals das Ausmaß unserer Überschuldung. Selbst Berlins gehörlose Bezirksabgeordneter Martin Zierold (DIE Grüne), der selbst im DGB-Präsidium neugewählt werden sollte und leider für 1 Jahr warten musste, teilte über Facebook mit: „Wir fühlen Bauchschmerzen wegen Finanz…“

Angeblich sollte das Team von DGB laut Kommentare via Facebook während der prunkvolle Gehörlosen-Kulturtage in Erfurt erhebliche finanzielle Einbußen heruntergewirtschaftet haben. Der Fall ist ein Lehrstück der Überforderung, die nicht selten eintritt, wenn ehrenamtlich geführte Präsidium zu einem Wirtschaftsunternehmen machen. Das zeigt deutlich, welche wunde Seite Deutscher Gehörlosen-Bund hat, wie die notorisch unterbesetzte deutsche Steuerfahndung hat auch das Präsidium zu wenig Personal, um alles ordentliche Finanzen zu kontrollieren.

 
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Verfasst von - 27. Oktober 2013 in Gehörlosenkultur

 

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Polen wählt Miss und Mister ONSI

Wieder steht bei den Hörgeschädigten die nächste Miss-Wahl vor der Tür: Am 12. Oktober wird der polnische Internetdienst ONSI die hübscheste Polin wählen. Alle Bewerberinnen wurden schon vor Wochen auf der Website miss.onsi.pl vorgestellt, denn bei der Abstimmung dürfen alle ONSI-Mitglieder mitmachen, sogar darunter ist ein deutsche Jury Arne Blumeier anwesend. Das Finale findet in einem Palladium Theater in Warschau statt, der Eintritt kostet 10 Euro. Erwartet werden ca. 500 Gäste. Auch die weiblichen Gäste werden auf ihre Kosten kommen, denn gleichzeitig findet die Mister-ONSI-Wahl statt. Etwa 40 Herren werden sich kritischen Blicken der Damen unterziehen müssen.

Na, wenn das nicht eine Reise nach Polen wert ist – vielleicht treffen Sie da Ihre Herzensdame… oder Ihren schnauzbärtigen, trinkfesten Walesa oder polnische Fluchente Donald Tusk.

 
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Verfasst von - 6. Oktober 2013 in Gehörlosenkultur

 

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Null Bock auf Politik? #wahlkampf #btw13

Stell dir vor, es finden Wahlkampfveranstaltungen statt und fast keiner geht hin.

So sieht es zur Zeit bei den Hörgeschädigten aus. Die Parteien organisierte eine Wahlkampfveranstaltung und bestellte für die Gehörlosen ein paar Dolmetscher. Ausserdem war der Eintritt frei.

Vor der Veranstaltung verschickte die Parteien an den Gehörlosenverbände oder Taubenschlag ein Informationsschreiben. Der Gehörlosenverbänden sollte das Rundschreiben an die anderen Vereine und Lesern weiterleiten/informieren. Leider befanden sich sämtliche Vorstandsmitglieder im Urlaub oder waren anderweitig beschäftigt. Der Gehörlosenverbände konnte keine einzige Vertretung auftreiben. Kein Mitarbeiter hatte Zeit. So wurde die Öffentlichkeitsarbeit kurz auf Eis gelegt.

Kein einziger vom Vorstand nahm an der Veranstaltung teil. Eigentlich schade. Sogar Politikern übernahm die Schirmherrschaft und freute sich mit den Gehörlosen. Ihr ist jede Menge zu verdanken, auch das verschiedene Veranstaltungen, diverse Einrichtungen oder so ähnliches.

Dolmetscher glänzten in der Abwesenheit
Zu der Wahlkampfshow pilgerten weit über tausende Menschen. Nur ein paar Hörgeschädigten sassen in der ersten Reihe irgendwo vor der Bühne. So legten alle Sprecher einen guten Auftritt hin. Doch man dachte nicht an die Dolmetscher. Da sie aus Sicherheitsgründen nicht auf die Bühne durften, mussten die Dolmetschern direkt vor den Hörgeschädigten stehen und dolmetschen! Trotzdem waren alle von der Arbeit der beiden Dolmetscher begeistert. Teilweise waren die Dolmetschern überzeugender als die andere Politikern mit Wortgewalt oder Wortspielerei …

Alle Wahlkampfansprachen waren klar und leicht verständlich. Die Veranstaltung wurde von bekannteste TV-Moderator moderiert. Eine Tanzgruppe sorgte in der Pause für Abwechslung und vielleicht auch Entspannung. Denn die Veranstaltung dauerte mehrere Stunden.

Tatsache ist, dass alle Hörgeschädigte, die nicht bei der Veranstaltung dabei waren, eine Menge Politik und auch Unterhaltung verpasst haben. Eigentlich ist die geringe Anzahl der gehörlosen Zuschauer kein Grund zum Meckern, es sind ja auch „nur“ weit über tausende Hörende aus dem Bundesland oder bundesweit angereist, obwohl die meiste Großstädten viele Einwohner hat. Prozentual gesehen wären die Gehörlose in bestimmte Großstadt sogar ein gutes Ergebnis. Denn zu den Wahlkampfveranstaltungen in manchen Städten oder Bezirken kam kein einziger Hörgeschädigter.

Man habe auch nicht den Eindruck, dass jemand die „armen“ Hörgeschädigten schlecht behandeln will. Alles reine Einbildung!

Zurück zum Dolmetscher. Es hat ein Fall gegeben, wo kein Gehörloser anwesend war und trotzdem stand Dolmetscher auf der Bühne. Man fragt sich schon lange, warum Gehörlosen, oder besser gesagt deren Vertreter, unbedingt auf einen Dolmetscher auf der Bühne bestehen? Immer nur neben einem Politiker oder einem anderen Promi? Wenn im Auditorium nur ein paar Gehörlosen sitzen, soll doch der Dolmetscher daneben stehen. Aber nein, nur da, auf der Bühne, damit auch jeder im Publikum sehen kann, wie man mit den Armen in der Luft schwirrt! Muss das sein? Hat schon jemand gedacht, dass solche „Aktionen“ stark vom Redner ablenken?

Hätte man einfach um einen Dolmetscher gebeten, der neben einer Gruppe von Gehörlosen platziert wäre, würde auch keine Absage kommen.

 
 

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Ist die Gebärdensprache noch zu retten?

Bizarres geistert in letzter Zeit durch meinen elektronischen Meldungen über Aktion-Demo in Berlin. Meist handelt es sich dabei um merkwürdiges im Zusammenhang mit der tiefen Krise in Gebärdensprache.

Geklagt wird nicht nur in Israel…

jerusalemSeit vor kurzem nun auch in Berlin…(hoffentlich wird die neue Berliner Mauer nicht eingerichtet!!!)

berlin

 
 

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Ungehörtes Tattoo-Kongress für Gehörlose – 1st International Deaf Tattoo Convention

Stell dir vor, es findet das Internationale Tattoo-Kongress für Gehörlose statt, und keiner geht hin. In der Welt der Hörenden und zur Zeit für vielen „Inklusionfans“ unvorstellbar.

Ganz anders ist es bei den Gehörlosen. Selbst wenn ein gehörlose Amateurtätowierer ein Stück vorstellt, strömen die Zuschauer hin, belegen sämtliche Plätze und sehen höchst interessiert zu, wie die Tattoo-Künstler ihr Können mehr oder weniger zum Besten geben. Eine solche Kongress in Berlin, hatte für die Gehörlosen ein Tattoo-Kongress organisiert. Dazu luden die Veranstalter gehörlose Tattoo-Künstler aus den USA, Taiwan, Japan, Russland sowie die Europäer ein. Nur zwei deutsche gehörlosen Tätowierer waren anwesend und die anderen glänzten jedoch durch Abwesenheit.

Eine ganze Wochenende war für das internationales Tattoo-Kongress eingeplant.

Im Berliner Industriegelände (Berlin-Heinersdorf) gastierten diverse Gruppen. Der erste Abend besteht aus Strip-Show, Preise für talentierten Tätowierer (beste Tätowierer gewann ein Ungar), etc…Sogar einige gehörlose Besucher klagten über den erschwerten Eintritt zur Party. Ein gehörloser Besucher aus München schreibt auf Facebook: „….weil Eingang war chaotisch und über 1 Stunde gestanden trotz Ticketreservierung/Bezahlung und nur etwa 20 Leute kamen rein in dieser Stunde. Man hat den Eingang schlecht organisiert und auch die Leuten waren undiszipliniert. Dann habe ich darauf verzichtet. Aber ich bereue nicht!“

Eigentlich könnte man meinen, das Kongress inkl. Party wäre abgesagt worden. Denn das „International Deaf Tattoo Convention“ geizte mit Plakaten, kein einziges wurde auf der Strasse ausgehängt und sogar wurde die heruntergekommene Homepage von der Firma „webnode“ kostenlos zur Verfügung gestellt. „Gehört“ hatte niemand von dem Tattoo-Kongress, obwohl dieses „International Deaf Tattoo Convention“ stattfand. Soviel zur Bescheidenheit. Selbst vor Beginn der Vorstellung war immer noch keine einzige Seele zu sehen. Dann trafen endlich die ersten Gäste ein – Hörende, Schwerhörige und Gehörlose aller Altersstufen.

Tattoo gehört auch zur Gehörlosenkultur. Oder nicht? Keine Plakate (so ähnlich wie die Kulturtage in Erfurt), keine Informationen im Videotext und keine einzige Zeile in der grössten Gehörlosenzeitung (ausser Terminvorschau). Selbst das Internet und heruntergekommene Homepage bot sehr spärliches über das Tattoo-Kongress, das man mühsam nur nach langem Suchen und regem E-Mail-Verkehr bzw. Facebook finden konnte und sogar auch die sieben Gebärdensprachvideos in verschiedene Sprachen und das ohne Untertitel bzw. Texte/Informationen.

Jede gehörlosen Partys, wo reichlich Alkohol fliesst, findet viel mehr Interessenten als ein internationales Tattoo-Kongress. Dafür nehmen die Gehörlosen hohe Eintrittspreise, weite Anfahrten und nur diese einen Tattoo-Pieksie hinterher in Kauf. Wie soll es dann aussehen, wenn die Weltspiele der Gehörlosen in Sofia (Bulgarien) stattfinden? *hust*

 
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Verfasst von - 21. Januar 2013 in Gehörlosenkultur

 

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Miss „stilles Deutschland“ 2012

http://www.tagesspiegel.de/berlin/video-die-schoenen-und-leisen/7539250.html

Heidi Klum, Verona Pooth und Lena Gercke – die „schönsten“ Mädchen findet man(n) natürlich in Deutschland. Wo denn sonst. Und wenn Deutschlands schönste Mädchen alle nach Berlin zu den Miss-Wahlen anreisen, wird die Wahl sicher sehr schwerfallen. Doch zum Glück gibt es nicht nur Miss „stilles Deutschland“, sondern auch noch die „Intelligenteste“, die „Kreativste“, „Modischste“, die „Symphatischeste“, usw. So muss kein (Männer-)Herz gebrochen werden, wenn die eigene Favoritin nicht gewonnen hat. Eigentlich nichts anderes als eine nette Umschreibung für alle Zweitplatzierten – wie bei den echten „Miss-World“-Events gibt es auch bei den deutschen Misswahlen der Gehörlosen eine Siegerin und der Rest bekommt andere Titeln.

Diese Veranstaltung ist nicht von einem Verband oder Verein durchgeführt worden, sondern von zwei engagierten, jungen Brüder Blumeier aus Berlin. Nach einer Ausschreibung in den Gehörlosen-Medien trudelten bei den Veranstaltern unzählige Bewerbungen aus ganz Deutschland ein – alle Bewerberinnen waren ausnahmslos hübsch und die Organisatoren mussten mit dem Aussortieren schwere, aber angenehme Arbeitsnächte verbringen. Als die Finalistinnen feststanden, wurden Schnittmuster für Kostüme an die 15 Mädchen versendet.

Am Vortag trafen die 15 Kandidatinnen – teilweise in Begleitung von Mamas – im Berliner Hotel andel´s ein und übten von früh bis abends. Ganz schön fleissig!

Pikanterweise befand sich von paar hunderte Meter entfernt dem Veranstaltungsort Friedhof. Die Leichen hatten für die Miss-Wahlen nur ein „Pfui!“ übrig. Neidisch? Für Miss „stilles Deutschland“-Siegerin Magdalena Schulze ist alles schnuppe.

 
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Verfasst von - 14. Januar 2013 in Gehörlosenkultur

 

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Silvesterparty – Mit einem Süppchen ins neue Jahr

„Silvesterparty“ in Berlin – das klang nach einer heißen Silvesterfeier. Wie hatten sich die gehörlosen Partygäste darauf gefreut, vor allem die Deutschen! Für Feierwütige eine kleine Ewigkeit. Somit sahen sie in der Berliner Party im Gehörlosen-Zentrum eine willkommene Gelegenheit, die Flaschen wieder kreisen zu lassen. Sogar das Programm war dasselbe wie woanders. „Das wird ein Wiedersehen!“, dachten sich die Gehörlosen – zu Recht, natürlich.

Da auf dem Programm von „Silvesterparty“ auch das Zauberwort „Buffet“ zu lesen war, stand für viele fest: „Am 31. fahre ich nach Berlin und hau mir den Bauch voll!“ Gesagt, getan: Das Konto wurde geplündert, die Flugtickets und überteuerten Hotelzimmer gebucht und man begann, für das Buffet zu fasten.

Als endlich Silvester vor der Tür stand und die Deutschen mit knurrendem Magen in der mehrere hundert qm großen Halle nach Essbarem suchten, kamen die ersten bösen Vorahnungen auf. Vom versprochenen Buffet war weit und breit nichts zu sehen. Der klebrige Boden quietschte, die Bässe aus der 120.000 Watt (!) starken Anlage ließen den Schädel dröhnen und der durch den Hunger verursachte Schwindel wurde mittels Lichteffekte und billigem Fusel verstärkt. Irgendwann zog endlich der Duft eines warmen Essens durch die Halle – den hungrigen Deutschen lief das Wasser im Mund zusammen.

Dann die dicke, böse Überraschung: Statt einen hundert Meter langen Tisch mit leckeren Vor-, Haupt- und Nachspeisen hatten die Veranstalter eine Gulaschkanone hingestellt und eine „Obdachlosensuppe“ (O-Ton einiger Gäste) mit einer „weichen Semmel“ serviert. Nachschlag natürlich ausgeschlossen. Die Wut der Deutschen war riesengroß. Was sie nicht wussten und offenbar verwechselt haben: In Österreich bedeutet Buffet umgangsprachlich eben nur „Imbissstand“ …

Vielleicht hätten die enttäuschten Gäste sich vorher die Bilder von der Veranstaltung ansehen sollen. Die Silvesterparty erinnerte an ein Obdachlosentreffen: eine Vielzahl gehörloser Gäste versammelte sich im Bahnhofsmission-Outfit und nuckelte an den Bierflaschen. Von Dresscode schien keiner jemals was gehört zu haben. Immerhin war die Feier friedlicher verlaufen als irgendwo – dort gab es beim Buffet einen ungebremsten Ansturm, der beinahe zu einer Massenschlägerei geführt hat …

Die Veranstalter überlegen sich gerade, ob sie wieder ein „Silvesterparty“ steigen lassen sollen. Warum nicht? Das Programm haben sie ja schon. Und die meisten dürften jetzt wissen, wie ein Buffet aussieht. Da müsste man sich nur noch überlegen, wie man die Gäste, die einen Großteil der Besucher ausmachten, milde stimmen könnte. Wie wäre es mit einem Slogan wie „Wir haben kein Alkoholverbot“? (falls die Bundesregierung gesamtdeutsche Alkoholverbot ab 1. Januar 2014 einführt) oder „Inklusiven Silvester-Party im GL-Zentrum für alle (Silvester-Inklusion)“? Da wird es garantiert wieder einen Ansturm geben. Man muss nur hoffen, dass die Leute nicht in der Nacht vom 31.12. zum Neujahr ganz spontan ein Alkoholverbot erlassen und allen „Gesetzesbrechern“ aufs Auge drücken ..

 
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Verfasst von - 1. Januar 2013 in Gehörlosenkultur

 

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Auf Zeitreise á la Piraten…..

Wir erlauben uns die Zeitreise-Antrag von Anatol Stefanowitsch (Piraten) zu erforschen, wie wirklich damals und heute die Meinungsbildungen von Julia Probst erkennbar sind.

Die große Bewunderung an gehörlose Julia Probst, weil sie sehr flott und auch breitspurig schreibelt und
das macht ein bisschen neugierig. Aus diesem Anlass schenken wir Euch wie ein Weihnachtsgeschenk die wahren Identität von Julia, wie sie in Wirklichkeit damals und heute tickt.

Hier eine Online-Zeitreise ins Jahr 2000 (Sehen statt Hören):

Jürgen: Die Meinungen zum Thema CI sind so vielfältig wie diese Berge. Das macht den Weg für Eltern und Kinder sehr schwer. Julia Probst ist 19 Jahre alt und wurde mit 12 operiert. Am BBW wird sie zur Mediengestalterin „Digital- und Printmedien“ ausgebildet. Sie ließ sich zur Operation überreden. Wir haben sie im Schülerwohnheim besucht.

Martina: Trotz deines CI machst Du eine Ausbildung bei Hörgeschädigten. Warum nicht bei Hörenden, wo Du mehr Auswahlmöglichkeiten hättest?

Julia: Naja, mit CI bist du nicht gl, nicht sh, sondern irgendwo dazwischen. Ich fühle mich bei Schwerhörigen und Gehörlosen wohl. Ich habe da viele Freunde, wie auch unter Hörenden, aber das ist mehr mein Bereich. Unter GL und SH ist mehr Freiheit da.

Martina: Während des Berufsvorbereitungsjahrs (Regelschule) hast Du das CI abgelegt. Was sind die Gründe dafür?

Julia: Manchmal nervt mich das Hören. Dann will ich meine Ruhe haben. Ich glaube, dass das Hörende gar nicht verstehen können. Aber für mich war es wirklich so.

Martina: Wie haben Deine Verwandten darauf reagiert?

Julia: Sie haben sich sehr gewundert. Ich versuchte, es zu erklären. Es war ja vorher auch so, dass ich nichts hören konnte. Vor der Operation akzeptierten sie es schließlich auch. Ich finde, sie sollten es jetzt auch akzeptieren. Vor der Operation sagte meine Tante: Wenn ich im Rollstuhl sitzen würde und durch eine Operation wieder laufen könnte, würde ich „ja“ sagen. Ich war ganz sauer, weil ich finde, dass dies etwas ganz anderes ist. Laufen übt man kurz und kann es dann, aber hören muss man immer üben.

Martina: Würdest Du Dir noch einmal ein CI implantieren lassen?

Julia: Vielleicht, wenn ich jünger gewesen wäre. Wenn man jünger ist, hat man mit dem CI mehr Möglichkeiten. Ich war von der 1.-3. Klasse auf einer normalen Schule. Dort hatte ich viele Freunde und musste dann zur Schule nach München. Ich vermisste meine Freunde und wollte lieber auf die alte Schule zurück. Ich dachte, wenn ich hören kann mit dem CI, darf ich wieder zurück. Dann hätte ich auf einer normalen Schule bleiben können. Vielleicht hätte ich Abitur machen können, ein Traum von mir.

Martina: Es gibt CI-Träger, die die Geräte ablegen oder explantieren lassen. Wie erklärst Du Dir das?

Julia: Ich denke, die Erklärungen geben die Betroffenen selbst. Man merkt es an ihren Antworten. Es gibt unterschiedliche Lebensentwürfe, um sein Leben zu gestalten. Das Leben hält viele Antworten für Hörgeschädigte bereit. Das CI ist nur eine mögliche Antwort darauf. Die Berichte zeigen: Das CI hat im Leben dieser Menschen keinen Platz mehr. Das CI kann keine Antworten darauf geben: wer ich bin, wie ich mich fühle, wo ich mich zugehörig fühle.

Quelle: http://www.taubenschlag.de/html/ssh/1025.htm

P.S: Nun ja sie steckt tatsächlich im unangenehmen Kampfmühle imn der hörende Welt, wo sie wahrscheinlich nicht frei fühle und leider überall dickes Fell braucht. Wir können Blogmeinung von WordPress-Blogger Goofyhouse empfehlen. Dies ist jetzt letzter Blogeintrag des Jahres. Frohe Weihnachten wünschen wir Euch und einen guten Rutsch ins neues Jahr.

 
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Verfasst von - 11. Dezember 2012 in Cochlear Implantat, Gehörlosenkultur

 

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Eine Diskussion zuviel…

Sinn und Unsinn von Diskussionsveranstaltungen zum Jahr der Behinderten

Ganz Europa feiert das Jahr der Behinderten gemeinsam unter einem Motto. Nur Deutschland gehen wieder mal ihren eigenen Weg und haben eine ganz andere Kampagne gestartet. „Na und!“, so ihr Motto. Das übrigens Millionen Euro kosten soll. Genauso viel Geld, wie vom Bund für den Rest von Deutschland bereitgestellt wurde. Was die Behinderten davon halten? „Geldverschwendung!“ – auch harte Worte sind gefallen: „Debilität“ und „Verballhornung“sind ein Beispiel. Was ist eigentlich der Sinn dieser Kampagne? Was will man mit der Aktion „Europäischen Jahr der Behinderten“ (EJB) erreichen? Verbesserungen sind nicht in Sicht. Eines steht aber fest: Es wird zum „EJB“ viel geredet. Sind wenigstens die Diskussionsveranstaltungen lehr- und geistreich?

Hier drei verschiedene Gesprächsrunden im Rückblick: 

„Total Normal – Arbeit und Freizeit mit Behinderung leben“ Anwesend waren: Ca. 200 Leute. Davon 4 Gehörlose und 2 Dolmetscherin. Laute Töne: „Wir wollen für uns sprechen“. Dann der erste Satz, der ins Schwarze traf: „Es gibt zuwenige spezielle Lehrer“. Ja, immer noch sind die meisten Lehrer an GL-Schulen Gebärdensprachanalphabeten.
Weiter geht’s: „Anfangs hatten wir Bedenken gegen Integration“. Jetzt nicht mehr?
Behindertenbeauftragte, bei der Podiumsdiskussion noch ganz schweigsam, sprach nun viel Klartext: „Was politisch gewollt ist wird auch finanziert!“„Ich habe die Vision, dass meine Aufgabe überflüssig wird“ und das Beste: „der normale Alterungsprozess wird als Behinderung angesehen!“ – Behindertengeld statt Renten?

„Gewinner oder Verlierer? Dolmetschervermittlung im Teufelskreis!“
Hierzu wurden auch drei Politiker eingeladen. Vor der Diskussion wurde ausgemacht: Wer zuviel redet, kriegt die „gelbe Karte“. Die gelbe Karte kam aber nie zum Einsatz. Das übernehmen wir jetzt.
Statt gleich zum Thema zu kommen, verschwendete ein Gehörloser fast 30 Minuten mit dem Vorwort zur Dolmetschersituation. Diese hätte er allen Diskussionsteilnehmern am Vortag zufaxen können. Gelbe Karte! Alle Gesprächsteilnehmer schienen fast ständig gleicher Meinung zu sein: Gehörlose brauchen dies und das, jawohl. Gelbe Karte. Dolmetscher-Katzenjammer: „Hausfrauen und Arbeitslose haben keinen Anspruch auf Dolmetscher!“ Tatsächlich? Gelbe Karte! „Dürfen Dolmetscher während der Ausbildung aushelfen?“ Besser nicht, da wahrscheinlich zu teuer und Zuständigkeitskrieg ausbrechen könnte. Gelbe Karte.

Ein Gehörloser: „1 Milliarden für den neue Berliner Flughafen , woher kommt plötzlich das Geld?“ Und: „Wenn man das Geld den GL geben würde, wären wir für 50 Jahre versorgt!“ Was? Milliarden für den GL? Her mit dem Berliner Flughafen! Gelbe Karte! Dann der Schreck: „Ihr bekommt Hausaufgaben!“ (Moderatorin zu den Politikern). Wie kindisch! Gelbe Karte!
„Rollstuhlfahrer haben keine Barrieren, sie haben ja Rampen bekommen! Und wir Gehörlose haben immer noch Barrieren!“Rote Karte! Es wurde noch mehr Müll gesprochen. Mehr wird nicht erwähnt. Anwesend: 8 Teilnehmer und 2 Mods. Nur 30 Zuschauer wollten diese Diskussion über sich ergehen lassen…

Quartett Imperfekt. Etwa 150 Gäste. Die drei ständigen Teilnehmer des Quartett Imperfekts. Vor laufender Kamera wurde das erste Thema einer neuen Gesprächsreihe eröffnet: „Über die Behandlung von Behinderten im 3. Reich und was danach alles so ganz anders wurde“.
Zitat aus dem Flyer: „Die Mitglieder der neuen unkonventionellen Gesprächsreihe ‚Quartett Imperfekt‘ mischen sich ein und stellen unbequeme Fragen“. Unbequem waren nur die Stühle, gesprochen hat fast nur der geladene Gast und das Ganze erweckt den Eindruck, dass die Gäste von der Behandlung Behinderter im 3. Reich nix gewusst hätten. 4 Teilnehmer, die in Rampenlicht gerückt bzw. gerollt wurden. Ein heikles Thema, das in einem banalen Monolog ausuferte. Weitere Diskussionsrunden mit dem „Trio Infernale“ stehen noch bevor.


 

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Skandal in China: taubstumme Ganovenbande geschnappt!

Was für die Italiener gut ist, ist für die Chinesen nur billig: Sogar ungebremsten Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte, wie kaltblütig und grausam ist der chinesische gehörlose Verbrecher sein können. In der Nähe von Peking ließ ein chinesische Taubstumme-Ganovenführer, die weiblichen Mitglieder um Sex mit mehrere Bandenmitglieder zu haben, mehrmals die Ausweise fälschen und sogar auch bandenmäßige Geschäft florieren.

Quelle: http://www.shanghaidaily.com/nsp/National/2012/07/06/Deafmute%2Btheft%2Bgang%2BbustedDeafmute%2Btheft%2Bgang%2Bbusted/ (in englisch)

Weitere Skandal in China:

In Shanghai haben zwei gehörlose Ganoven einen Autofahrer auf neapolitanische Art ausgeraubt. Das Opfer wartete in seinem VW Santana an einer roten Ampel, als plötzlich einer der beiden Gehörlosen zum Wagen ging und gegen die Türscheibe schlug. Während der VW-Fahrer vor Schreck erstarrte, riß der zweite Räuber die Beifahrertür auf, griff sich die Tasche vom Sitz und rannte davon.

Genau in dem Moment gingen einige Polizisten zufällig die Straße runter. Sie sahen den Räuber entlanghetzen und riefen ihm zu, er solle sofort stehenbleiben. Weil dieser die Rufe nicht hörte, lief er weiter ohne zu reagieren. Die Polizisten überlegten nicht lange und rannten ihm hinterher. Bereits nach 200 Meter hatten sie den unsportlichen Räuber eingeholt…

Auch der gehörlose Kompagnon wurde noch am Tatort verhaftet. Die beiden wurden in Handschellen gelegt und zum Revier gebracht. Wir kennen die chinesischen Verhörmethoden nicht, aber die müssen wohl sehr effektiv sein: Die Polizei hob am gleichen Tag nicht nur das Lager der beiden Räuber aus, sondern konnte noch 9 weitere gehörlose Mitglieder der Bande dingfest machen. Bei der Durchsuchung wurden Laptops, diverse Wertsachen und ein größerer Geldbetrag sichergestellt. Alle 11 Ganoven wanderten ins Kittchen – ob sie jetzt jeden Tag eine Frühlingsrolle unter sich aufteilen müssen?

Quelle: chinesische Seite in chinesischer Sprache (frei in deutscher Sprache übersetzt)

 
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Verfasst von - 13. November 2012 in Gehörlosenkultur

 

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Alexei Svetlov und Gitta Svtelov-Palecek

Bezüglich die Kommentare im notquitelikebeethoven wurde über die gehörlosen Künstler namens Svetlov erwähnt.

In Skandinavien sind die gehörlosen Künstler unserer Zeit weit voraus. Sie können sich in der hörenden Szene treffen, ihre Werke ausstellen und von der Fachwelt Ratschläge, Kritik oder auch Bewunderung einholen. Zudem werden in Schweden die gehörlosen Künstler gefördert – eine Wohltat, wovon die Deutschen nur träumen können. Von Seiten der vielen Verbänden und Vereinen in Deutschland finden die gehörlosen Künstler kaum Unterstützung. Nicht anders sieht es in den Nachbarstaaten Österreich und der Schweiz aus.

Daher machten die beiden Künstler Alexej und Gitta aus der Not eine Tugend: Sie gründeten im Mai 2001 einen Verein namens „real GAS“. Innerhalb kurzer Zeit drehte das kleine Team mehrere Filme, nahm an diversen Ausstellungen teil, führte einige Aufführungen in Österreich und Nordeuropa durch und natürlich sind die Bilder nicht zu vergessen, die Alexej Svetlov zwischendurch auf Leinwand erschafft.

Als der gebürtige Russe Alexej noch in den Kinderschuhen steckte, wurde er im zarten Alter von 5 Jahren als Kunststudent in das „Childrens Art Studio“ des Museums „Eremitage“ aufgenommen, mit 13 Jahren schloss er das Studium mit Erfolg ab. Anschliessend besuchte er die Kunstfachschule für Hörgeschädigte in Pawlowsk/St. Petersburg und schloss die Ausbildung in der Kunstakademie ab. Schliesslich arbeitete Alexej jahrelang als Kunstpädagoge für gehörlose Kinder, leitete in mehreren europäischen Städten diverse Workshops für Kinder – bis er 1998 nach Salzburg zog und mit Gitta die Gruppe realGAS gründete.

Gitta dagegen arbeitete nach dem Studium als Gehörlosenlehrerin in Salzburg – nebenbei bekleidete sie diverse Ehrenämter, von Referentin über Organisatorin, als Dozentin und Repräsentantin bis hin zur Vizepräsidentin des österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB).

Hier ein paar inspierende Bildern von Alexei Svetlov:



 
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Verfasst von - 26. Oktober 2012 in Gehörlosenkultur

 

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Lieb, bunt und „laut“-los! – 5. Deutsche Kulturtage der Gehörlosen in Erfurt #KT2012

Die 1. Kulturtage der Gehörlosen fanden 1993 in Hamburg statt. Zusätzlich stand eine grosse Demonstration auf den Strassen der Hansestadt im Programm. Viele Gehörlose und ihre hörenden Freunde (das nennt man Inklusion, versteht sich!) gingen an die Öffentlichkeit, um auf sich und ihre Kultur aufmerksam zu machen.

Bei den Kulturtagen 1997 in Dresden verzichteten die Veranstalter auf eine Demonstration. Die Ausstellungen und Vorträge wurden im Dresdner Kulturpalast organisiert.

Für die Kulturtage 2001 suchten die Veranstalter das grosse Gasteig-Bildungszentrum in München aus. Für insgesamt 3000 Besucher und 90 Aussteller bot das Komplex somit mehr als genug Platz. Auch damals verzichten die bayrische Köpfe auf eine Demonstration, doch der Gehörlosenbund war ganz stolz darauf, den Besuchern so viel Glanz und Gloria im Münchner Gasteig bieten zu können. Für vier Tage Kultur – inklusive Festabend – musste eine Familie damals im Durchschnitt 1000 Mark ausgeben. Die Eintrittspreise erreichten ebenfalls ganz andere Dimensionen. Kosten für Anfahrt und Übernachtung mussten zusätzlich berechnet werden. Versteht sich!

Nach knapp sieben Jahren Warterei fanden wieder das heißersehnte Großereignis wie München, des Deutschen Gehörlosenbundes, die vierten “Deutschen Kulturtage der Gehörlosen” mit gut 3000 Besucher in der Kölner Messe statt. Doch nicht ganz kinderfreundlich waren die, damals mussten die Eltern für die Kinder ab 3 Jahren Eintritte blechen. Wieder gingen viele Gehörlose (etwa 7000 Demonstranten) nach 1993 an die Öffentlichkeit und zwar ging es um Untertitel „Recht auf 100% Untertitel“.

Diesmal ändert sich in Erfurt einiges und zwar noch kinderfreundlicher. Jetzt dürfen die Eltern für die Kindern bis zu 13 Jahren kostenfrei mitnehmen.

Bei der Abholung der vorbestellten Karten wie zuvor im Münchner Gasteig und Kölner Messer wurden viele Besucher auf eine Geduldprobe gestellt. Wartezeiten waren üblich. Damals musste für einige Gäste die Kulturtage zu einer bitteren Erfahrung sammeln: Gesamtkarten, die von Freunden oder Bekannten abgekauft wurden, hatten keine Gültigkeit…Heute florieren einigen, die nicht zur Kulturtage aus diversen Gründen erscheinen können, die Eintrittskarten über Facebook Schwarzmarkt sie zu einem fairen bzw. wie vom Gehörlosen-Bund vorgegebene Preis um Verlustgeschäft zu vermeiden.

Die Aussteller und Künstler wurden ebenfalls zur Kasse gebeten. Bekannte Händler konnten die Standgebühren aus der Portokasse zahlen, während viele Künstler dafür ihr Erspartes zusammenkratzen mussten. Für Referenten (egal ob 30 Minuten oder 3 Stunden) erhalten als Dankeschön ein freies Eintritt zu allen Veranstaltung während der Kulturtage.

Das Programm zu den Kulturtagen blieb lange Zeit ein gut gehütetes Stasi-Geheimnis aus der DDR-Zeit, bis kurz vor der Eröffnung eine Parodie erschien. Erst danach gab der DGB das Originalprogramm bekannt, das den Besuchern wie vorherigen Veranstaltungen Kopfschmerzen bereitete. Mehrere Referate, Workshops und Aufführungen fanden nämlich zur gleichen Zeit statt…

Der Erfurter Messe war der grösste Raum mit über 3000 Plätzen, dennoch kamen für die Erfurter Kulturtage etwa 2200 Besucher. Die anderen Räume waren mit über hunderten Sitzen spürbar kleiner.

Firmen präsentierten Neuentwicklungen, Vereine stellten sich vor und Künstler liessen sich und ihre Werke bewundern.

Bei den Vorträgen und Referaten erlebten viele Besucher eine Enttäuschung. Dass viele zeitgleich stattfanden und die Wahl somit schwerfiel, war nicht das einzige Übel. Einige Dozenten zeigten sich besonders streng und schlossen pünktlich zum Vortragsbeginn die Tür. Neugierige Gäste durften nicht reinschnuppern.Viele Besucher beschwerten sich über den Ablauf der Vorträge und Workshops.

Interessant ist, wo ein Vortrag mit der Frage „Stirbt die Gebärdensprache aus?“ aufgrund von fortschreitender Technik und Innovationen für gehörlose Menschen beschäftigte, könnte es passieren, dass die Gebärdensprache irgendwann mal aussterben könnte. In Dänemark gibt es tatsächlich ein Fall, wo kein Hörgeschädigte bzw. Cochlea-Implantat Träger im Alter zwischen 0-12 Jahre alt kein Gebärdensprache beherrschen können und ebenfalls wurde dort berichtet, wie die schulpolitische Entwicklung in Dänemark ist und auch wie nach CI-Implantation inklusiv ohne Gebärdensprache an Regelschulen beschult wird.

Wahrscheinlich Tiefpunkt des Kulturtages: Es wird via Twitter und durch persönliche Erzählungen gemunkelt, wo Podiumdiskussion über „Barrierefreies Fernsehen“ und auch wo man man für 30 Minuten lang für Fragen von Zuschauer auf der Bühne stellen durfte, da rannte plötzlich übereifrige Julia Probst als erste auf der Bühne, und warf Niels Rasmussen, Vorsitzender der ARD-Projektgruppe „Barrierefreier Rundfunkzugang“, NDR Hamburg, mit vollen Mund zu, das man nicht zufrieden sein könne, mit dem geringen Untertitel. Julia Probst war zu diesem Zeitpunkt ausser sich, und entschuldigte kurze Zeit später sich dann, man wolle ja nicht angreifen.

Am Samstag um 13 Uhr beendeten die Veranstalter das Treiben auf dem Erfurter Messer und warfen die Gäste auf die Strasse. Die Besucher nahmen den Rauswurf gelassen hin und verlegten die Kulturtage in die historische Erfurter Altstadt, also die sogenannte Straßenfest „Wenigenmarkt“. Schliesslich machten sich alle auf den Weg zum Altstadt, später kamen die dann wieder abends zurück.

Einzig war das Programm „DDR-Abend“ für vielen ein voller Erfolg. Für Abschlussfeier wurde wie auch in Köln bisher blass trotz Tanzvorführungen, Musikauftritten, Kabaretts und jede Menge Grussworten bekamen die Besucher mehr als genug zu sehen. Diesmal wurde der Kulturpreisträger erstmals an drei Frauen vergeben, was ja auch nur bisherigen Kulturpreisträger an Männer vergaben und vielen während der Kulturtage vor 4 Jahren in Köln wegen der Gleichberechtigung forderten. Einige gaben dennoch zu, nichts vom Bühnenprogramm mitbekommen zu haben, da sie mit dem Unterhalten viel zu beschäftigt waren…Auch einige ärgerten sich noch lange nach den Kulturtagen, für die Übernachtung das Doppelte bezahlt zu haben. Für kurze Zeit in Erfurt und viel Geld verprasst, also fast genauso teuer wie im Skiurlaub nach Österreich oder Kurzurlaub nach Italien zum Beispiel.

Viele hoffen, dass die nächsten Kulturtage im Jahre 2016 in Berlin noch besser durchgeführt werden. Die Berliner wollen ja schliesslich nicht, dass ihnen dasselbe passiert wie Deaflympics 2001 in Rom, 4. und 5. Kulturtage in München, Köln oder Berliner neue Megachaos-Airport. Die neuen Gebärdenzeichen für alle organisierte Städte hängen nämlich mit „Chaos“ zusammen…

 

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