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Archiv der Kategorie: Justiz / Recht

Crime at Gallaudet

Erinnern wir mal an Karl-Theodor zu Guttenbergs „Copy-und-Paste“-Affäre, wo die Universität Bayreuth sich von Karl-Theodor zu Guttenberg betrogen fühlt und er das Ansehen der Bayreuther Universität beschädigte.

Wie in Deutschland für gehörlosen Studenten aussähe, konnte bisher nicht aus datenschutzrechtlichen Gründen ermittelt werden. Das wissen nur die deutsche Behörden selbst. Aber blicken wir mal nach Amerika hin, was wirklich dahinter steckt.

Wie bereits über die Gallaudet Universität für Hörgeschädigte berichtete, genießt Gallaudet Universität in Washington einen besonderen Ruf: Dort studiert die sogenannte „Elite“. An der weltweit einzigen Universität für Gehörlose und „gehörlose“ Schwerhörige in Washington D.C. können Studenten eine Dissertation verfassen und sogar einen Doktortitel erlangen! (Eher im Gehörlosen(un)wesen als im medizinischen oder wissenschaftlichen Bereich, aber immerhin…) An der Uni, die früher mal ein College für Taube, Blinde und Taubblinde war, studieren zur Zeit etwa 1850 gehörlose Jungs und Mädchen von nah und fern, die Studiengebühren erreichen fünfstellige Höhen in US-Dollar – pro Semester natürlich…Doch sooft die Schulleitung sich auch bemüht, den aufpolierten Ruf zu wahren – die vielen unangenehmen Vorfälle an Gallaudet kratzen kräftig am Image. Laut offiziellen Angaben wurden im Jahre 2010 an der Universität über zwanzig Einbrüche, einige Diebstähle und neun sexuelle Übergriffe registriert. Oder sogar im Jahre 2010 viele Drogendelikte notiert. Im Schuljahr 2000/2001 wurden sogar 2 Morde im Internat verübt. Kein Wunder, dass die Uni eine eigene Sicherheitsabteilung unterhält…

Liegt’s vielleicht an der Gegend? Die Universität befindet sich nämlich in einem Problembezirk im südöstlichen Teil von Washington. In den letzten Jahren wurden in einem einzigen Polizeirevier in der Nähe von Gallaudet über 200 Verbrechen registriert. Eine Sprecherin der Universität meinte trotzdem, dass die Studenten an Gallaudet „sehr sicher leben“ würden. Ein 20jähriger Student behauptete das Gegenteil: „Außerhalb der Uni fühle ich mich überhaupt nicht sicher“ – seine beiden Freunde wurden bereits überfallen und ausgeraubt…

Dennoch betreibt das Gallaudet weiterhin lieber Imagepflege als vorzubeugen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Vor kurzem wurde sogar ein örtliches Polizeirevier von der Universitätsleitung getadelt: Nachdem Washingtoner Beamte der Presse mitteilten, dass ein Jugendlicher in der Nähe vom Gallaudet von 2 Gehörlosen überfallen und ausgeraubt wurde, protestierte die Gallaudet Universität scharf: „Viele Hörende in unserer Gegend können gebärden! Das heißt also nicht, dass die Räuber gehörlos waren!“

Daraufhin musste die Polizei den Pressetext umändern: „23jähriger von 2 Gebärdensprachbenutzern überfallen, die den Raub wortlos vollzogen“. Vielleicht hätte das Opfer bei den Tätern zuerst nach Behindertenausweisen fragen sollen, bevor er das Geld rausrückte…

Statistik-Quelle: http://www.gallaudet.edu/dps/annual_crime_and_fire_safety_reports/gallaudet_university.html

Videos (alle in ASL= Amerikanische Gebärdensprache und Englisch):
http://www.gallaudet.edu/DPS/Community_Responsibilities/Law_Enforcement_(video).html
http://www.gallaudet.edu/DPS/Community_Responsibilities/Be_Safe_(video).html

 
7 Kommentare

Verfasst von - 5. Dezember 2011 in Gehörlosenkultur, Justiz / Recht

 

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Wie die GEMA Behinderten ausbeutet und diskriminiert!

Während meiner Organisationstätigkeit bin ich interessanterweise und unverständlicherweise auf die GEMA-Gebühren zugestoßen. Beim Finanzierungsplan (Ausgaben für Gebühren, erstellt von mein Kamerad) leuchtet mir gerade ein, warum wir die GEMA-Gebühren berappen müssen. Ganz offensichtlich ist GEMA die kleine Schwester der GEZ. Gehörlose können kein Musik hören und wenn wir die schwachsinnige GEMA-Gebührenrabatte (Vergütungssätze U-VK bzw. M-U 6. 33 1/3 %) aus dem Fenster rauswerfen, kosten die schon mal fast ein halbes Vermögen. Aber dummerweise gibt es schwerhörige Mitglieder. Und die Gebührenberechnung für Kleinveranstalter legt die GEMA folgende drei Punkte zu Grunde: Raumgröße, Höhe des Eintrittsgeldes und GEMA-Pflicht für die gesamte Veranstaltung ab einem GEMA-pflichtigen Musikstück. Die durchwegs zu hohen Gebühren zwingen Veranstalter dies durchzuführen. Ja richtig gelesen, einige Hörgeschädigten und vor allem Gehörlosen können nicht musikalisches hören und auch superwenig anfangen. Höchstens nur die Vibrationen der Musik spüren und die Geräusche sehr stark eingeschränkt wahrnehmen, nur wissen sie gar nichts bzw. kaum von welche hörende Künstler erstellt wurde.

Wenn man sich mal die Zahlen anschaut wieviel die GEMA einnimmt und wieviel sie wieder an die Künstler ausschüttet, dann muss doch auch der letzte behinderte Depp merken dass das ein Abzockerverein ist!

Über Google entdeckte ich, gab es auch Fälle, wie GEMA im Umgang mit Behinderten diskriminierten. Siehe hier: GEMA sperrt Youtube-Kanal für Hörgeschädigte

Was war mit seine Schwester GEZ, wo die Behinderten bislang stets Rundfunk-Gebühren (gab es im Fernsehen kein Musik?) von der GEZ befreit haben? Hier scheint genau das Gegenteil zu sein.

Wenn Ihr wissen wollt, was ein GEMA ist. Mehr darunter: http://de.wikipedia.org/wiki/GEMA

 

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DGS per Gesetz anerkannt. Gutes oder schlechtes Deutsch?

In Deutschland wird die Deutsche Gebärdensprache (DGS) in mehreren Gesetzen ausdrücklich genannt und die nationale Gebärdensprache offiziell als eigenständige Sprache anerkannt ist. Gut! Der gehörlosen Personen ist traditionell bekannt nicht so gut in Deutsch. Aber zwei Dinge sind entscheidend. Schlechtes Deutsch in Schreibschrift, oder Schreibschrift mit DGS-Syntax, die falsch erscheint, es aber nicht ist??? Vielleicht sollte man so tolerant sein, da die DGS ja anerkannt ist, auch dessen Sprache anzuerkennen und auch da die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen? Wenn dies zukünftig tatsächlich geschieht, ist für eine Gesellschaft, welche in Akademiker und Tohuwaboaner aufgeteilt wird, ist es fast nicht anders möglich, als eine *?§#kratie zu führen. Was meint Ihr dazu?

 

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Badeverbot für gehörlose Alleinbader im Schwimmbad?

Rein zufällig entdeckte ich gerade Kobinet-Nachrichten (Bericht ist zwar alt, Februar 2006) über angebliche Probleme mit dem Schwerbehindertenausweis. „Probleme mit B im Schwerbehindertenausweis.“

Aha, Behinderte, die das Merkzeichen „B“ in ihrem Schwerbehindertenausweis haben, dürfen nicht mehr alleine planschen gehen. Es sieht so aus, dass ab sofort alles wörtlich genommen werden muss! Das heißt: Jeder Behinderte, in dessen Schwerbehindertenausweis der Satz „Die Notwendigkeit einer ständigen Begleitung ist nachgewiesen“ neben einem fetten „B“ (= Begleitung) steht, darf nur mit einer Begleitperson in das Schwimmbad rein! Oha, oha!

Das Entsetzen wurde noch größer, wenn ich mir so lese und vorstelle, dass „die Behinderung des Gastes so stark ist, dass er sich nicht (…) allein an- und auskleiden kann“. Es kann aber noch schlimmer sein, finden ich! Zum Beispiel, wenn der Gast sich nur auskleiden kann und dann mangels Ankleidetalent im Adamskostüm am Becken auftaucht, wo gerade die Mädchenmannschaft des Schwimmvereins ihre Runden dreht… o Gott, o Gott…

Wie auch immer, viele junge und teilweise auch ältere Gehörlose in ganz Deutschland haben in ihrem Ausweis den Vermerk „B“ stehen. Die Bäderordnung dürfte sie dennoch kaum jucken, da sie meistens in Rudeln vor dem Schwimmbad auftauchen. Und mit der Volljährigkeit wird oft das „B“ im Ausweis weggestrichen. O weh, o weh…

Doch erwachsene Hörgeschädigte,  denen das Versorgungsamt das „B“ gnädigerweise überließ, haben jetzt ein Problem: Woher jetzt einen Badepartner auftreiben? Keine Sorge, vielleicht gibt’s im Schwimmbad neben Bademützen und Schwimmflügen bald auch Badejungfrauen als Begleitperson zum Mieten… au ja, au ja 😉

Nachtrag: Um Missverständnisse oder pauschale Vorurteile zu vermeiden,  gibt es immer noch hilflosen Gehörlosen, wie ich bereits ältere Blog-Berichte erwähnt habe. Fakt ist, im Schwimmbad können jeder gehörlose Personen teilhaben, nur bei Behörden, Kommunikation oder besonders unklare oder schwierige Fälle/Situationen sind die gehörlose Personen i.d.R. häufig hilflos.

 

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Strassenverkehr und die Justiz

Falls Euch einige den Fall vielleicht kennen, was vor einigen Jahren im Strassenverkehr wirklich passiert ist:

Ein gehörloser Mann geht mit seiner Tochter spazieren und überquert eine Strasse.
Beide werden von einem viel zu schnell fahrenden Auto erfasst und sterben, der
Fahrer sollte ungeschoren davon kommen, weil wäre der gehörlose Mann hörend gewesen, hätte er ja zur Seite springen/bewegen können. Nicht zu fassen, diese Justiz. In welchem Jahrhundert leben wir denn? Wie man schön sagt, ist „unsere“ Justizia spielt eben wie sooft die Blinde!

 
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Verfasst von - 16. September 2010 in Justiz / Recht

 

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