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Schlagwort-Archive: Gehörlosigkeit

Zwangsbeglückung für alle Hörgeschädigte …

… und zwar mit den Worten: „Auf Grund der durch die Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) geänderten gesetzlichen Lage ist die ÖGS ein attraktiver Forschungsgegenstand.“

Spätestens jetzt sollten alle Zweifel ausgeräumt sein: Die Gebärdensprache ist dazu da, damit Forschungsgelder fließen, basta. Das ist von höchster Stelle bestätigt worden. Haben Gebärdensprachforscher und Vorstände in Gehörlosenvereinen deswegen die Anerkennung auf Biegen und Brechen vorangetrieben? Es sieht ganz danach aus, denn das Internet wird von Nachrichtenportalen wie www.gebaerdenwelt.at überschwemmt. Dass mit Gebärdenvideos sehr gut verdient werden kann, ist kein Geheimnis – das haben findige (gehörlose und hörende) Betreiber selbst offenherzig zugegeben. In Österreich sitzt doch ein gehörlose Abgerodnete namens Helene Jarmer und kein Gebärdensprachvideos ist www.gruene.at weit und breit nichts zu finden. Offensichtlich knabbern die Grünen an Jarmers luxuriöse Gebärdendolmetscher-Anspruch um jedes Cent.

Doch jedes Geschäft hat auch eine Schattenseite. Gehörlose werden von schwerhörigen Geschäftsleute wie Ralph Raule offen in den Medien stigmatisiert („Es ist nämlich ein verbreiteter Irrtum, dass gehörlose Menschen lesen können“ usw.) und oft zusammen mit Schwerhörigen in einen Topf geworfen. Tatsächlich sprechen neuerdings Forscher und alle anderen, die mit dem „attraktiven Forschungsgegenstand Gebärdensprache“ ihre Brötchen verdienen, immer öfters vom Sammelbegriff „Hörgeschädigte“, da diese eine größere Gruppe ausmacht als ein paar tausend Gehörlose. Da leuchten die Forscheraugen wie zur Weihnachtszeit und selbst gehörlose Abgeordnete wie Helene Jarmer hören die Verbandskassen stürmisch klingeln …

Auch die letzte österreichweite Studie „Sprache Macht Wissen“ sprach wieder mal von „Hörgeschädigten“, obwohl fast ausschließlich das Thema „Gebärdensprache“ behandelt wurde. Auf die Details soll an dieser Stelle verzichtet werden. Denn die hörende Sprachwissenschaftlerin Verena Krausneker hat zusammen mit Kollegen einen 517 Seiten dicken Wälzer rund um ihre Gebärdenstudie zusammengestellt. Ein Artikel darüber im „Silent Writer“ hätte sämtliche Rahmen gesprengt …

Eines ist aber erwähnenswert: Die Studie „Sprache Macht Wissen“ weckte bei der Zielgruppe wenig Begeisterung. Es wurden unter anderem Fragebögen an sechs Gehörlosenschulen in Österreich verschickt. Die Blätter blieben unberührt oder wurden beschmiert. Dennoch hatten die Schulen die leeren Fragebögen ordnungsgemäß eingetütet und an die Forscher zurückgeschickt …

Im Anschuss an der Studie wurde an der Wiener Universität ein Vortrag gehalten, zu dem recht wenige Zuhörer kamen: Gerade mal 160 interessierten sich für die Ergebnisse und Auswertungen rund um die Gebärdensprache. Doch der Pressedienst von „Sprache Macht Wissen“ sorgte dafür, dass zahlreiche Zeitungen und Fernsehen über Krausnekers Gebärdensprach-Forschungsprojekt in Zusammenhang mit „Hörgeschädigten“ statt mit Gehörlosen berichteten …

Dieses Ereignis brachte den Österreichischen Schwerhörigenbund (ÖSB) endgültig auf die Palme. Der ÖSB kritisierte unter anderem den Zusammenwurf von Gehörlosen und Schwerhörigen in einen Topf. Zitat: „Die Studie beanspruche nämlich, repräsentativ zu sein, obwohl nur neun Studierende dazu befragt worden seien. Weiters werde nicht klar zwischen „gehörlos“ und „hörbehindert“ unterschieden und es werde versucht, eine „Zwangsbeglückung mit Gebärdensprache für alle Hörbehinderten“ forciert, obwohl von den 1,6 Millionen hörbehinderten Österreichern lediglich 8.000 tatsächlich gehörlos seien.“ (Die vollständige Fassung ist hier nachzulesen: →www.parlament.gv.at)

Diese schriftliche Anfrage wurde vom FPÖ-Abgeordneten Ing. Norbert Hofer bei der 58. Nationalratssitzung eingereicht. Es dauerte, bis die →Antwort vom österreichischen Wissenschaftsminister Johannes Hahn kam. Auf die Fragen rund um die fehlende Differenzierung von „Schwerhörig“ und „Gehörlos“ wurde gar nicht eingegangen – höchstwahrscheinlich aus Unkenntnis.

Interessant ist, dass im Jahre 2007 der promovierte Philosoph Johannes Hahn sich mit schweren Vorwürfen auseinandersetzen musste: Ihm wurde vom Salzburger Medienwissenschaftler Stefan Weber vorgeworfen, beim Verfassen der Dissertation „absolut schlampig“ vorgegangen zu sein und während der Arbeit „seitenweise unzitiert á la Karl Theodor zu Guttenberg bzw. Anette Schavan abgeschrieben“ zu haben. Nichtdestotrotz hat ein unabhängiges Gutachten die Doktorarbeit des Wissenschaftsministers als „nicht plagiatsverdächtig“ abgesegnet. Und vielleicht hat Johannes Hahn sogar ausgewürfelt, ob die Anfrage zum Thema Hörschädigung beantwortet werden soll, denn der Wissenschaftsminister war früher für ein Glücksspielunternehmen tätig …

Jedenfalls ist die Sache beim Nationalrat vom Tisch und die Studien werden wieder kommen und gehen. Ob Schwerhörige und andere lautsprachorientierte und nichtgebärdende Hörbehinderte nicht mehr mit Gebärden(studien) zwangsbeglückt werden, ist die Frage …

 
 

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Auf Zeitreise á la Piraten…..

Wir erlauben uns die Zeitreise-Antrag von Anatol Stefanowitsch (Piraten) zu erforschen, wie wirklich damals und heute die Meinungsbildungen von Julia Probst erkennbar sind.

Die große Bewunderung an gehörlose Julia Probst, weil sie sehr flott und auch breitspurig schreibelt und
das macht ein bisschen neugierig. Aus diesem Anlass schenken wir Euch wie ein Weihnachtsgeschenk die wahren Identität von Julia, wie sie in Wirklichkeit damals und heute tickt.

Hier eine Online-Zeitreise ins Jahr 2000 (Sehen statt Hören):

Jürgen: Die Meinungen zum Thema CI sind so vielfältig wie diese Berge. Das macht den Weg für Eltern und Kinder sehr schwer. Julia Probst ist 19 Jahre alt und wurde mit 12 operiert. Am BBW wird sie zur Mediengestalterin „Digital- und Printmedien“ ausgebildet. Sie ließ sich zur Operation überreden. Wir haben sie im Schülerwohnheim besucht.

Martina: Trotz deines CI machst Du eine Ausbildung bei Hörgeschädigten. Warum nicht bei Hörenden, wo Du mehr Auswahlmöglichkeiten hättest?

Julia: Naja, mit CI bist du nicht gl, nicht sh, sondern irgendwo dazwischen. Ich fühle mich bei Schwerhörigen und Gehörlosen wohl. Ich habe da viele Freunde, wie auch unter Hörenden, aber das ist mehr mein Bereich. Unter GL und SH ist mehr Freiheit da.

Martina: Während des Berufsvorbereitungsjahrs (Regelschule) hast Du das CI abgelegt. Was sind die Gründe dafür?

Julia: Manchmal nervt mich das Hören. Dann will ich meine Ruhe haben. Ich glaube, dass das Hörende gar nicht verstehen können. Aber für mich war es wirklich so.

Martina: Wie haben Deine Verwandten darauf reagiert?

Julia: Sie haben sich sehr gewundert. Ich versuchte, es zu erklären. Es war ja vorher auch so, dass ich nichts hören konnte. Vor der Operation akzeptierten sie es schließlich auch. Ich finde, sie sollten es jetzt auch akzeptieren. Vor der Operation sagte meine Tante: Wenn ich im Rollstuhl sitzen würde und durch eine Operation wieder laufen könnte, würde ich „ja“ sagen. Ich war ganz sauer, weil ich finde, dass dies etwas ganz anderes ist. Laufen übt man kurz und kann es dann, aber hören muss man immer üben.

Martina: Würdest Du Dir noch einmal ein CI implantieren lassen?

Julia: Vielleicht, wenn ich jünger gewesen wäre. Wenn man jünger ist, hat man mit dem CI mehr Möglichkeiten. Ich war von der 1.-3. Klasse auf einer normalen Schule. Dort hatte ich viele Freunde und musste dann zur Schule nach München. Ich vermisste meine Freunde und wollte lieber auf die alte Schule zurück. Ich dachte, wenn ich hören kann mit dem CI, darf ich wieder zurück. Dann hätte ich auf einer normalen Schule bleiben können. Vielleicht hätte ich Abitur machen können, ein Traum von mir.

Martina: Es gibt CI-Träger, die die Geräte ablegen oder explantieren lassen. Wie erklärst Du Dir das?

Julia: Ich denke, die Erklärungen geben die Betroffenen selbst. Man merkt es an ihren Antworten. Es gibt unterschiedliche Lebensentwürfe, um sein Leben zu gestalten. Das Leben hält viele Antworten für Hörgeschädigte bereit. Das CI ist nur eine mögliche Antwort darauf. Die Berichte zeigen: Das CI hat im Leben dieser Menschen keinen Platz mehr. Das CI kann keine Antworten darauf geben: wer ich bin, wie ich mich fühle, wo ich mich zugehörig fühle.

Quelle: http://www.taubenschlag.de/html/ssh/1025.htm

P.S: Nun ja sie steckt tatsächlich im unangenehmen Kampfmühle imn der hörende Welt, wo sie wahrscheinlich nicht frei fühle und leider überall dickes Fell braucht. Wir können Blogmeinung von WordPress-Blogger Goofyhouse empfehlen. Dies ist jetzt letzter Blogeintrag des Jahres. Frohe Weihnachten wünschen wir Euch und einen guten Rutsch ins neues Jahr.

 
Ein Kommentar

Verfasst von - 11. Dezember 2012 in Cochlear Implantat, Gehörlosenkultur

 

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Identität bei hörgeschädigten Menschen und Schizophrenie

Einer behauptet, wenn ein hörgeschädigten Person drei anderen kulturelle Identitäten (hörende Identität, schwerhörige Identität und gehörlose Identität) verfüge und schizophren sei.

Manchmal denke ich, es ist haargenau schizophren, wenn manche Gehörlose behaupten: „Ich fühle mich nicht behindert, ich bin glücklich taub zu sein“ und gleichzeitig über schlimme Diskriminierung klagt. – Wie bereits „Wir sind nicht behindert“ Teil 1 gebloggt.

Ich habe mich gefragt, warum niemand T-Shirts druckt, auf denen vorne geschrieben steht „Ich sehe die Dinge positiv“ und auf der Rückseite „denn ich habe Aids“. Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass sich ein solches Kleidungsstück nicht sonderlich gut verkaufen würde. Dagegen werden sehr wohl T-Shirts gekauft und getragen, auf denen vorne „Ich bin Schizophren“ und hinten „ich auch“ geschrieben steht.

Dies hat anscheinend zwei Gründe:
1. Vielen ist nicht bekannt, dass in Deutschland mehr Menschen an Schizophrenie sterben, als beispielsweise an Aids.

2. Das Wort „Schizophrenie“ steht für „Aufspaltung“, was dazu führt, dass man diese Störung oft fälschlicherweise mit der „Multiplen Persönlichkeit“ gleichsetzt. Ich habe das Wort früher auch immer in diesem Glauben benutzt.

Bevor jetzt jemand denkt „was für ein humorloser Zeitgenosse“: Nein, ich habe natürlich Humor, sogar teilweise einen ganz Schwarzen! Und Zitate wie „Tumor ist, wenn man trotzdem lacht“, sind natürlich auch lustig!
Es geht aber darum, dass man dabei in etwa weiß, worüber man da lacht, um sich so das ein oder andere Fettnäpfchen zu ersparen. Denn bei „wasweissich“ Millionen schizophrener Bundesbürger ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht mal so gering, dass man plötzlich so jemanden vor sich stehen hat.
Und unter Umständen kommt ein solches T-Shirt dann ähnlich gut an, wie eine Führerparodie auf einer jüdischen Hochzeit.

Keine Angst, auch wenn ich irgendwo im Internet meine drei kulturelle Identität angegeben habe und wer denkt, ich sei schizophren. Nein, ich bin nicht schizophren, aber ich bin schwer in Ordnung. 🙂

 

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Ein augenschmausende Gehörlosigkeit!

Frohes neues Jahr allerseits!


(Bildquelle: Twitter, http://www.twitter.com)

Irgendwie ist es für uns unerklärlich, warum sie darauf besteht, dass man als gehörlos sagt und nicht hörgeschädigt. Warum? Gut, schauen wir mal genauer hin, wer sie wirklich ist. Sie wollte mit dem Bloggen und Twitterei (siehe Bericht http://meinaugenschmaus.blogspot.com am 1. Dezember 2011) ganz gewissenhaft aufhören, doch seit www.taubenschlag.de durch Karin Kestners Schlagzeile sorgte, bloggt sie ganz abstrus wieder doch und aus diesem Grund schreit sich die Kehle aus dem Hals ganz lauthals. Irgendwie schon verständlich, wie sehr in ihr das Herz steckt und in Ohnmacht fällt. Seitdem beobachtet sie mit Argusaugen statt Augenschmaus die Geschehenisse von zwei Mädchen.

Tatsache ist Julia Probst alias EinAugenschmaus Cochlea-Implantat Trägerin. Wenn man auf einer Seite ein Cochlear-Implantat und auf der anderen Seite ein Hörgerät betrachtet. Ich persönlich trage und habe ausreichende Erfahrung mit meine Hörgeräte und trage kein Cochlea-Implantat. Klar ist die Cochlea-Implantat Technologie wesentlich besser und auf der Hörgeräte Seite kann ich nicht immer Sprache vollständig erfassen. Was interessant ist, als ich analoge Hörgeräte hatte, war meine Aussprache etwas anders, als zur Zeit mit den digitalen Hörgeräten. Mit dem Cochlea-Implantat kann man wesentlich besser Sprache erfassen und auch das Hören weniger anstrengend ist. Sie hat dank Cochlear-Implantat das Glück, warum sie in einer Regelschule ohne Gebärdensprachdolmetscher auskommen müssen. Einmal sagte sie zu mir, dass sie vor CI-Operation angeblich gutes Deutsch hatte und angeblich von klein auf nur hörende Schule beschult wurde. Das ist keine Überraschung, warum sie so gut sprechen kann und bruchstückhafte Gebärdensprache (LUG = Lautsprachunterstützende Gebärden) beherrscht. Hier 140 Sekunden (mit UT!) oder hier re:publicca (ab 11:30 Min) oder auch hier ARD Nachtmagazin (ab 5:57 Min). Deshalb ist sie nicht typisch gehörlos, wie man in allen Filmen gut beobachten kann.

Mit normale Hörgeräten kann ich dafür aus technischen, optischen, ethischen und sozialen Gründen angenehmer tragen. Dagegen lehne ich Cochlea-Implantat aus operativen, medizinischen, gesundheitlichen, versicherungstechnischen und juristischen Gründen ab. Endergebnisse lautet also normale Hörgeräte ist ingesamt „freundlicher“ als Cochlea-Implantat. Und ich kann auch ähnlich gut sprechen wie sie, nur mein einzigste Schwäche ist wie ich beim Sprechen manchmal unregelmäßig verschlucke, das nennt man Aphasie was ganz normal ist. Drum werde ich von hörende Personen als sprachgestörter Gehörloser angesehen. Nur die Frage ist, warum Julia Probst gerne als gehörlos ausgibt. Mit dem Eigenschaftswort „gehörlos“ wird die Aufmerksamkeit auf „durchgestrichenem Gehör“ (typisches Gehörlosen-Logo) gelenkt statt auf die Wesen als visuell-orientierte Menschen mit eigener Sprache und Kultur.

Warum das so ist? Klar ist, seit vielen Jahrzehnten konnte man ganz inbesondere Gehörlosenszene oft und immer beobachten, haben Gehörlose eine sehr eigene berühmt-berüchtigten Streitkultur vor allem die Definitionen zwischen „taubstumm, taub und gehörlos“ und ist bis heute immer noch nicht auf Durchsetzung aufgebaut worden. Der Knackpunkt ist der Begriff „taubstumm“ wurde unaufälligerweise zu „gehörlos“ konvertriert, so dass man gut in Gebärdensprache feststellen kann und sich sehr an „taubstumm“ erinnert. Hier die Bildbeschreibung:

(Bildquelle: http://www.visuelles-denken.de)

Auch ganz lesenswert ist die Zitat von Paco aus dem einschlägigem Forum.

Paco: Ich zitiere aus einem Editorial der DGZ 1987:

Zitat: 
Ein Vogel ist an allem schuld

… Wer das Wort (gehörlos) „erfunden“ hat, konnte ich noch nicht eindeutig feststellen. Mir ist nur bekannt, dass der Ausdruck „gehörlos“ erstmals nach dem Ersten Weltkrieg aufkam, vermutlich in Anlehnung an das Wort „sprachlos“. Damals waren alle, die nicht hören oder nicht sprechen oder beides nicht konnten, durchweg „taubstumm“. Das passte den Taubstummen, die in der Taubstummenanstalt mittlerweile sprechen gelernt hatten.., gar nicht (…)
Nun wäre es aber ganz logisch und naheliegend gewesen, von dem Wort „taubstumm“ einfach die zweite Silbe auszumerzen und nur noch „taub“ zu gebrauchen – wie die Engländer und Amerikaner das allgemein gut ankommende „deaf“.
Da aber hat uns ein sehr bekannter, vielgeliebter, oft auch gehasster Vogel mit seinem Namen einen dicken Strich durch die Absicht gemacht. Es würde sich doch sehr komisch lesen, wenn unser Leib- und Magenblatt mit dem Titel „Deutsche Tauben-Zeitung“ zu Ihnen kommen würde. Man würde Sie sofort als Mitglied eines Taubenzüchtervereins sehen. Oder wenn der Herr Pastor uns in seiner Kirche mit „Meine lieben Tauben“ anreden würde. Nein, die damaligen Führer der Taubstummenvereine waren sich schnell einig, dass mit dem Wort „taub“ kein Staat zu machen ist. So machte man sich auf die Suche nach einer anderen Bezeichnung und kam eben auf „gehörlos“, das schon hier und dort verwendet wurde und Anfang der zwanziger Jahre bereits in Vereinsnamen zu finden war (….)

Die damalige „Allgemeine Deutsche Taubstummen-Zeitschrift“ änderte ihren Namen am 1. Januar 1927 in „Allgemeine Deutsche Gehörlosen-Zeitschrift“ und 14 Tage später wurde in Weimar der „Reichsverband der Gehörlosen Deutschlands e.V.“ (Regede) mit Sitz in Berlin gegründet, der Vorgänger des jetzigen Deutschen Gehörlosen-Bundes. So war`s mit dem „gehörlos“! Wissen Sie vielleicht ein besseres Wort?
Herzlichst, Ihr Friedrich Waldow

(aus: DGZ 11/1987,Dank an Helmut Vogel für die Übergabe des Artikels)

Quelle: www.gl-cafe.de

Darum ist dies so entstanden. Die gehörlosen Kritiker verstehen unter „stumm“ etwas ganz anderes, als Hörende! Es ist tatsächlich so, dass fast alle Hörenden in jedem Gehörlosen/Tauben einen „Stummen“ sehen, wie man obige Twitter-Screenshot feststellen kann. Sie denken so: er/sie kann zwar (mehr oder weniger gut) sprechen, aber…

Wenn die Verbände und Gehörlosen also sagen: Wir sind nicht „stumm“, wir wollen dies und das (Anerkennung etc.), dann stiftet das nur Verwirrung in den Köpfen. Dann denken die Hörende: „Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“

Auch der Begriff „taub“ wird mitunter als abwertend angesehen, z.B. taube Nuss oder auch Gefühllosigkeit etc.

Ist es nicht besser, die echte und alltägliche Benachteiligung zu bekämpfen, als sich wegen angeblichen Diskriminierung durch irgendwelche Begriffe aufzuregen?

Wollen Sie nicht die heilige Gehörlosenkultur zu retten? Man muss sich Fragen stellen, eigentlich ist den Gehörlosen der Gehörlosenkultur heilig und sie zu beschützen. Das tun nur unwissende Menschen (ob Hörende, CI-Industrie, Betonköpfe, etc….), denen nichts und niemand heilig ist und die überall einmischen müssen. Es ist genauso wie den Aborigines der Ayers Rock heilig ist und sie betreten ihn niemals. Auch das tun nur unwissende Touristen und australische Ignoranten, denen nichts und niemand heilig ist und die überall rumlatschen müssen. Was interessant ist, wenn wir mal nach Indien genauer betrachtet, wo die heilige Kuh auf der Strasse niemals von jemanden verjagt oder überfahren dürfen, selbst unwissende Touristen oder Laie wissen wie man sich auf der Strasse korrekt verhält, um sie herum fahren müssen ohne zu verjagen oder überfahren. Oder es gibt noch viele unendliche Heiligtum auf der ganzen Welt, die man immer noch entdecken oder nichts entdecken kann.

Nun die Frage ist, warum für Julia ganz besonders die Bezeichnung nicht typisch gehörlos ist. Für mich ist nur dieser Begriff richtig und auch extra für Julia Probst: hörgeschädigt. Er sagt klar und deutlich, was Sache ist (hat kaputte Ohren, kann aber sprechen (egal wie gut oder schlecht), usw. und verdient ein bisschen Mitleid.) Es gibt solche Leute die als hörgeschädigt angesehen werden, aber medizinisch und juristisch gesehen sind sie gehörlos, weil es auf dem Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen „GL“ offiziell steht. Ob Julia in Ihrem Schwerbehindertenausweis gleiche Merkzeichen wie ich hat, ist die Frage und die Bedingung mit dem Merkzeichen „GL“ müsse von taubheit grenzende Schwerhörigkeit mit Sprachstörungen vorliegen. Wenn doch, dann darf sie überraschenderweise gerne als gehörlos bezeichnen (und das ohne Sprachstörung?!?).

Sicher ist vielen aufgefallen, warum unter Schwerhörigen (darunter auch die meisten CI-Träger) bisher kaum heißes Brei debattiert wurde. Für Schwerhörigen hätten nichts dagegen und auch möglicherweise hoffentlich auch für Gehörlosen ohne darüber nachzudenken, wenn sie gleich als hörgeschädigt angesehen werden. Nicht dass die Gehörlose einfach so sagt, ob es an fehlende Selbstbewusstsein liegt. Später, wenn wir mal so cool und selbstbewusst werden (!!!) wie die Afro-Amerikaner oder halbstarke Jugendliche, dann können wir uns mit „Ey, was geht ab, tauber Bruda“ oder „Bis bald, Taubazz!“ Warum tauchen an vielen Schulen die Bezeichnung „Schule für Hörgeschädigte“ häufig auf, wo sogar die Mischung von Schwerhörigen und Gehörlosen zu finden sind? Selbst Deutscher Gehörlosen-Bund listet sogar „Schule für Hörgeschädigte“ auf, wo man die Schule bundesweit finden kann. Hier den Link!

Nun zum Taubenschlag-Artikel aus meiner Perspektive: Ich finde, die Förderschule (evtl. Regelschule???) muss ein Extra-Fach schon in der Grundschule einführen und zwar: „Grammatik“. Man merkt oft, dass sehr viele Gehörlose und auch Schwerhörigen Probleme haben, die Sprache richtig zu beherrschen, weil manche manche Schwerhörigen und Gehörlosen auch häufig eine Art Mischmasch von DGS und gebärdetem Deutsch verwenden. Manchmal sind die Deutsche Gebärdesprache (=DGS) auch der Grund dafür. Vor allem bei der DGS, da sie keine Grammatik hat und das Verb kommt da erst am Ende, z.B. „Meine Mutter kocht ein Spiegelei“ in DGS: „Mein Mutter Spiegelei kochen“ oder anderes Beispiel „Schön, daß ich nach langer Fahrt in Mailand angekommen bin.“ in DGS: „Lange fahren Mailand da schön“ oder auch anderes Beispiel „“Bist du heute morgen zu spät zur Arbeit gefahren?“ in DGS: „Heute Morgen du zu spät Arbeit?“. Das ist dann klar, dass sie dann kein gutes Deutsch beherrschen können und auch Missverständnisse führen kann, denn DGS ist eine visuell aufnehmbare Sprache mit eigenen Syntax. Auch ich hatte früher in der Schulzeit mit den Artikeln, Endungen und ein paar Probleme, die im Laufe der Zeit immer besser wurden (dank Internet und „Lesewahn“). Meine Eltern haben mich früher damit echt genervt, aber heute bin ich ihnen dankbar dafür.

Auch ein Cochlear-Implantierte kann nicht gleiche Ergebnisse wie Julia Probst erzielen, wenn sie zur Regelschule schicken sollten, weil häufig individuelle Unterschiede im Spracherwerb aufweisen. Ich kenne einige CI-Träger, die eine erkennbare eingeschränkte grammatikalische Schriftsprachentwicklung haben. Genauso machen CI-Kinder beim Erwerb der Sprache Fehler wie die Schwerhörigen mit normale Hörgeräten und Gehörlosen. Bei CI-Kinder braucht nach der Implantation viel Zeit, um die richtige Spracherwerb wahrzunehmen. Was zählt, sollen die Kinder zum richtigen Zeitpunkt in ihrer geistigen Entwicklung eine Sprache erwerben und zwar in bilingual (hier: Schrift- und Gebärdensprache). Allein Cochlear-Implantat kann alles nicht viel bringen und darum ist es ganz typischerweise von Kind zu Kind verschieden und hängt sehr stark vom Begabung und Erziehung ab.

Und was passiert wenn ein Schwerhöriger und ein Gehörloser zusammen in einer Klasse sitzt? Ob an der Regelschule auch die LBG (= Lautsprachbegleitendes Gebärdensprache) abgeschafft werden und dafür die DGS eingeführt werden soll. Heißt im Klartext so viel wie: Im Unterricht sollten alle die DGS erlernen, wenn nötig auch unter Zwang und die LGB wird abgeschafft. Das muss man sich mal vorstellen, da wird dann in den Klassen nur noch DGS gebärdet. Wenn ein Mensch ohne Gehör auf die Welt kommt, dann kann ihm nicht besseres als die Gebärdensprache passieren. Er kann so lernen zu kommunizieren und als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft auf wachsen. Wie sähe Schwerhörige aus? Interessanterweise ist die LBG gesetzlich nicht anerkannt, sondern nur als Kommunikationsform anerkannt. Jedoch muss er auch gleichzeitig die Lautsprache erlernen. Ganz logopädisch gesehen wichtig für Schwerhörige, sonst leidet man darunter die lautsprachliche Qualität. Möchte man draußen überleben, so muss man auch über die Lautsprache kommunizieren können. Aber auch auf der anderen Seite ist mir bewusst, brauchen die Gehörlosen DGS, um beide Sprachen gefördert werden. Das sollen die Grammatik für Gehörlosen und auch für interessierte Schwerhörigen im Fach „Grammatik“ beider Sprachen (Deutsch und DGS) betrachtet werden um zu vergleichen und richtig wahrnehmen zu können, was der Unterschied ist.

Edit:

Antwort von EinAugenschmaus via Google+ (1. Januar 2012): (Link: https://plus.google.com/u/0/105147235498941045340/posts/CRM9tC3qYsd )

@hewritesilent: Eigentlich sehe ich überhaupt keine Veranlassung, dir überhaupt irgendwelche Aufmerksamkeit zur deiner diffamierende Darstellung meiner Person zu schenken. Aber vielleicht helfen dir diese Fakten über mich weiter, die JEDEM bekannt sind, die mein Blog lesen und verstehen können. 

1. Hartmut, eine sehr geschätzte Persönlichkeit aus der Gehörlosenwelt, erklärte dir schon ausreichend in einem Blogcommentar In DEINEM BLOG, dass ich erst mit 12 JAHREN das Cochlear Implantat bekommen habe und ich war nur mit normalen Hörgeräten, die aber schlecht eingestellt waren und ohne Gebärdensprachdolmetscher auf der hörenden Grundschule! 

2. Deine Angaben über mich entsprechen also nicht der Wahrheit. Anscheinend, weil du sie nicht hören kannst oder WILLST. Und zweitens: Ich sagte schon immer, dass meine Gebärdensprachkenntnisse nicht perfekt sind und ich wirklich dann nur gut gebärden kann, wenn ich weiß, dass meine Umgebung aus gehörlosen Menschen besteht. 

3.Und ich bin in keinster Weise gehörgeschädigt, wie du es behauptest. Ist dir denn noch nie in den Kopf gekommen, dass das Wort „gehörgeschädigt“ eine ähnliche Abwertung einer Person enthält wie das Wort „kriegsbeschädigt“ oder „kriegsversehrter“? In meinem Schwerbehindertenausweis habe ich das Merkzeichen GL, weil ich ohne das Cochlear Implantat erst jenseits ab 90 dzb was wahrnehmen kann. Damit bin ich ganz klar gehörlos ohne das Cochlear Implantat.

4. Ich sagte das schon immer ganz klar: Ohne das Cochlear Implantat bin ich gehörlos, mit dem Cochlear Implantat bin ich schwerhörig und von der kulturellen Identität hörend. Und damit habe ich kein Problem, auch meine gehörlosen Freunde nicht. Die akzeptieren meine Identität und stehen hinter mir, was meine Bloggerei und damit meine Ansichten betrifft. 

5. Und in deinem ganzen Blogeintrag kann man nachlesen, dass du die Replys an mich per Twitter überhaupt nicht 100% richtig verstanden hast. 

Ich fühle mich dennoch sehr geschmeichelt, dass du soviel Zeit meiner Person widmest – ich hoffe, ich werde dir weiterhin noch eine unterhaltsame Zeit bieten.
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Mein Antwort an Julia Probst via Google+ (1. Januar 2012):

1. Dein Antwort via Twitter ist mir damals bekannt. Hartmuts Beiträge sind schon ZU extremistisch! Und ja, wer denkt, ich sei zu radikal. Besser sarkastisch als radikal! 🙂 Viel Spaß beim nachdenken!
2. Dann können wir eines Tages persönlich treffen, wenn du magst/möchtest. Vielleicht bringe ich meine gehörlose Freunde mit. Ich/Wir werde/-n dann analysieren.3. Eigentlich sehr außergewöhnlich! Sprachstörungen hast du meine Feststellung keins, trotzdem.4. Ohne das Hörgerät bin ich gehörlos, mit dem Hörgerät bin ich taubheit grenzend schwerhörig und von der kulturellen Identität alles in einem, also hörend, schwerhörig und gehörlos. 🙂5. Wir haben unterschiedliche Vorstellungen, aber eines fehlt was bei dir. 🙂Extra-Antwort Nummer 6: Früher sagte man „taub und stumm“, dann wurde daraus „taubstumm“. Logisch! Man hatte ja damals keinen passenderen Begriff! Was sollten sie denn sonst sagen – Nichtsprechender und Nichthörender? Später wurde klar, dass ein tauber Mensch nicht stumm sein muss. Was tut man in diesem Fall? Das Wort „stumm“ ist weg, und alle Welt ist zufrieden. Nur die Deutschen nicht! Sie erfinden nicht nur ein völlig neues Wort, sondern verdammen auch noch das alte als „diskriminierend“. Muss das sein? Es gibt ja tatsächlich taubstumme oder stumme Menschen, die nicht sprechen können.Kann jemand mir bitte erklären, wieso ein gehörloser Politiker wie Martin Zierold häufig und immer dieser Begriff „taub“ benutzt und nichts anderes. Und du „gehörlos“ (laut Twitter und Blog)!

 

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Zitat von Kühnlein

„Wegen der Taubheit, damit es nicht noch mehr Gehörlose werden.“

(Marga Kühnlein, die gehörlose Mutter vom gehörlosen Roland Kühnlein (Thow&Show) auf die Frage, warum sie kein zweites Kind wollte – gefunden bei Sehen statt Hören vom 10.1.2009)

Quelle: http://www.taubenschlag.de/html/ssh/1398.pdf (4. Seite)

Was denkt/meint Ihr dazu?

 
4 Kommentare

Verfasst von - 6. Mai 2011 in Gehörlosenkultur

 

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„Wir sind nicht behindert“

Kürzlich entdeckte ich Sabes Blog über diese „leidigen“ Absatz „Wir sind nicht behindert“.

Vor paar Wochen hatte ich hier zufällig mein Thema „Sind Hörgeschädigten behindert? gebloggt. Wenn ich mir Sabes Blog durchlese, frage ich mich dann, welches Ziel die Hörgeschädigten wirklich haben. Siehe zum Beispiel: Taubenschlag oder GL-C@fe

Ich finde es überhaupt nicht sinnvoll, diese Abgrenzung zu praktizieren, weil wir letzten Endes auch als BEHINDERT anzusehen sind (wir haben eine BEEINTRÄCHTIGUNG, das bedeutet laut Gesetz: BEHINDERUNG) Wofür haben wir nicht umsonst schließlich die Behindertenausweise? Weil wir BEHINDERT sind. Ich gebe hiermit also zu bedenken, ob die Arroganz der Gehörlosen und Schwerhörigen überhaupt berechtigt ist, zumal auch untereinander ein völlig idiotischer Kleinkrieg herrscht. Wacht auf, seht ein, dass ihr seid wie ihr seid und macht es besser als die Idioten vorher. Die Hörgeschädigten sitzen in einem Boot und ihr macht es euch nur unnötig schwer. Wir sind BEHINDERT und nehmen die BEHINDERTENRECHTE in Anspruch. Lernt, zu dem zu stehen was ihr seid, und ihr werdet merken, vieles wird einfacher (materielle, finanzielle Unterstützung, Akzeptanz in der Gesellschaft). Überlegt doch mal, wie könnt ihr von den
Normalhörenden verlangen, dass sie Rücksicht auf euch nehmen und gefälligst Gebärden lernen sollen, wenn ihr umgekehrt kein Entgegenkommen zeigt (Zitat eines Nationalsportlers, die ich persönlich kenne: „Die Hörenden müssen gebärden lernen, sonst will ich nichts mit ihnen zu tun haben“) Mal ehrlich, wer von euch kann richtig sprechen, so dass man euch verstehen kann? Kaum einer, die wenigsten. Eigentlich ist die Einstellung in der Gehörlosenwelt unheimlich arrogant. Ihr schadet euch damit nur selber. Warum ist die Arbeitslosigkeit, gerade bei den Hörgeschädigten so hoch? Siehe mein Blogbeitrag über die Arbeitslosigkeit! Weil ihr nicht in der Lage seid, komplexe Aufgabenstellungen zu verstehen oder mit euren Vorgesetzen zu kommunizieren. Lernt aus euren Fehlern und tut endlich was gegen die Ignoranz in der Gehörlosengesellschaft.

Grüße
Schnaubender Silent Writer!

 

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